Korrektes Anlegen vermeidet Schmerzen:
Hinterkopf und Rücken des Babys bilden eine gerade Linie, der Körper ist zur Mutter gerichtet („Bauch an Bauch“). Ober- und Unterlippe sind ausgestülpt, das Baby soll möglichst viel der Brustwarze (des Vorhofes) erfassen. Achten Sie deshalb darauf, dass es den Mund beim Andocken WEIT OFFEN hat. Anfangs nur solange stillen, wie das Baby gut saugt, um wunden Brustwarzen vorzubeugen. Später kann das Stillen noch mehr Bedürfnisse als Hunger befriedigen (Trost, Sicherheit, Beruhigung...). Hormonell bedingt, kann es in den ersten Tagen unangenehm sein. Stillen soll schmerzfrei sein!
Viele Frauen denken, stillen ist intuitiv, das muss schon von alleine gehen. Nur ist es auch ein Lernprozess. Früher konnte man sich viel eher die Stillerfahrung im wahrsten Sinne des Wortes „abschauen“ und anderen Frauen beim Stillen zusehen: Wie hält sie das Kind? Welche Positionen gibt es? Was macht das Kind? Wie schaut es aus? Woran erkenne ich, dass es schluckt?
Da frau heutzutage eher weniger mit Stillenden in Kontakt kommt, kann man das sehr gut bei einem (oder mehreren) Besuch(en) in Stillgruppen oder durch online Videos und Bilder noch während der Schwangerschaft lernen.
Wann lege ich an?
Wenn das Kind die ersten Hungerzeichen anzeigt. Wenn das Baby schon schreit, ist es zu spät. Je nach Charakter muss das Kind vorher erst beruhigt werden, bevor es die Brust erfassen kann – oder nur die Brust ist das richtige Beruhigungsmittel.
Welche Zeichen können das sein?
Saugende Bewegungen an der Lippe, Sauggeräusche, Schlecken, Schmatzen, leicht herausgestreckte Zunge, suchende Bewegungen, Hand oder Finger im Mund, Unruhe, Wimmern,… (Siehe AFS-Folder: Frühe Still- und Hungerzeichen)
Je rascher nach der Geburt angelegt wird und je häufiger gestillt wird, desto besser für die Milchproduktion!
Wie weiß ich, dass mein Baby „richtig“ angedockt ist?
Beim Stillen ist vor allem wichtig, dass es die MUTTER bequem hat. Manche Frauen brauchen Stillpolster (oder ganz normale Polster oder Armlehnen) als Unterstützung. So manche Frau stört das „Ding“ aber eher, als dass es ihr hilft. Sowohl die Mutter, als auch das Baby sollen bequem liegen/sitzen und gut abgestützt sein, sodass sie sich entspannen und wohlfühlen können (Entspannung hilft dem Milchfluss!).
Die Mutter legt das Baby „Bauch an Bauch“ mit dessen Gesicht zur nackten Brust. Kopf und Schultern bilden eine Linie. Die Mutter kann mit ihrer Brustwarze die Oberlippe des Babys streicheln, sodass sich das Baby zur Brustwarze dreht und den Mund ganz weit aufmacht. Besonders das WEITE Öffnen des Mundes ist wichtig, damit es möglichst viel Vorhof erfassen kann.
Idealerweise neigt das Baby seinen Kopf beim Anlegen nach hinten, sodass die Unterlippe und das Kinn die Brust zuerst berühren. Die Unterlippe und manchmal auch die Oberlippe sind nach außen gestülpt.
Manchmal benötigt es mehrere Anläufe, damit es auch für die Mutter angenehm ist. Das Kind bekommt man leicht durch das Lösen des Vakuums von der Brust: Hierzu wird der kleine Finger an den Mundwinkel des Kindes gelegt und die Wange etwas nach hinten gezogen.
Stillen soll keine Schmerzen verursachen. Es kann in den ersten Tagen hormonell-bedingt unangenehm sein. Gibt es Schmerzen obwohl frau „alles richtig macht“ können verschiedene Ursachen dahinterstecken, gegen die man etwas tun kann! Hier hilft die Stillberaterin weiter.
Woher weiß ich, dass mein Kind genug Milch bekommt?
Fälschlicherweise wird angenommen, dass die Milchmenge, die beim Pumpen (oder Ausstreichen) aus der Brust kommt, die maximale Milchmenge ist. Die allerbeste Milchpumpe ist jedoch ein gut angelegtes Baby. Durch Körperkontakt und die idealen Saugbewegungen, die das Kind instinktiv macht, wird die meiste Milch „herausgeholt“.
- Durch das Saugen löst das Baby den Milchspendereflex aus. Manche Frauen bemerken diesen durch ein leichtes Ziehen in der Brust. Gerade am Anfang setzt der Milchspendereflex in beiden Brüsten gleichzeitig ein. Später lernen die Brüste, welche Brust gerade „dran“ ist. Also KANN das Auslaufen der anderen Brust ein Anzeichen für guten Milchfluss sein - sie MUSS aber nicht auslaufen, auch wenn der Milchspendereflex eingesetzt hat und „genug“ Milch vorhanden ist.
- Man hört und sieht das Schlucken (an der Schläfe) in regelmäßigen Abständen. So manche Frau spürt auch das „Melken“.
- Manchmal kann man Milch im Mund des Säuglings sehen.
- Das Baby entspannt sich bei der Stillmahlzeit.
- Die Brust ist nach dem Stillen weicher als vorher – Achtung: Nur am Beginn der Stillzeit sind die Brüste vor dem Stillen hart. Mit zunehmender Stillzeit wird die Brust automatisch weicher, das bedeutet nicht, dass die Brust keine Milch mehr bildet! Dann ist nämlich der Zeitpunkt gekommen, an dem die Brust genau „weiß“ wann das Baby trinkt und genau dann auch Milch produziert.
- Wenn die Mutter Durst bekommt, ist dies auch ein Zeichen. Wichtig ist, sich immer mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen (Tipp: Vor dem Stillen eine Flasche oder ein Glas Wasser vorbereiten)
- Stillen tut nicht weh, sondern ist angenehm - Grad am Anfang kann das Andocken etwas ungewohnt und unangenehm sein. Schmerzhaft sollte es aber nicht sein. Das ist ein Hinweis, dass das Baby die Brustwarze nicht tief genug im Mund hat.
Gewichtskontrollen:
Das regelmäßige Wiegen (am besten mit EINER Waage) hat gerade am Anfang seinen Sinn. Es sollte aber nicht zum „Wahn“ ausarten und die Mutter stressen. Wichtig ist, das Gewicht des Neugeborenen im Auge zu behalten. Anfangs ist es normal, dass 7 – 10% des Geburtsgewichtes verloren gehen, bevor der Milcheinschuss einsetzt und das Gewicht wieder steigt. Außerdem ist ein komplett entleertes (von Urin und Stuhl „befreites“) Kind leichter, als eines das gerade geschmaust hat und noch „muss“.
Das Kind sollte im gesamten Wachstum auf „seiner“ Perzentile bleiben. Perzentilen sind errechnete Linien, wie ein gesundes Kind durchschnittlich an Gewicht und Größe im Laufe der Zeit zunehmen sollte. Es ist egal ob „seine“ / „ihre“ Perzentile eher im unteren, oberen oder mittleren Bereich liegt. Wichtig ist, dass das Kind den Perzentilenverlauf nicht verlässt! Sobald eine Perzentile gekreuzt wird, ist es wichtig genau zu schauen warum das Kind an Gewicht verloren hat.
Wie lange soll eine Stillmahlzeit dauern?
Das ist von Kind zu Kind verschieden und auch tages- sowie temperaturabhängig. Die Milchzusammensetzung ändert sich mit fortschreitender Stillmahlzeit: Erst ist die Milch wässriger („Durstlöscher“) dann immer sämiger, kalorienreicher („Hungerstiller“). Ist es sehr heiß, werden die Kinder eher öfter, dafür kürzer an die Brust wollen um zu „trinken“. Auch in und kurz vor Wachstumsphasen kommt es zu vermehrtem Stillen, da die Kinder ihren zukünftigen Bedarf bestellen. Gefühlt stillt es dann den „ganzen Tag/die ganze Nacht“. Das kann anstrengend sein. Wird das Stillen zur Dauerbelastung sollte unbedingt die Situation für die Mutter erleichtert werden. Die individuellen Möglichkeiten kann man gut mit einer erfahrenen Stillberaterin besprechen. „Die Flasche“ die nur eine der vielen Lösungsmöglichkeiten.
Welche Stillposition ist die beste?
Das muss jede Frau für sich ausprobieren und hängt auch mit verschiedenen Faktoren zusammen. Jedes Mutter-Kind-Gespann ist einzigartig! Gemeinsamkeit aller Positionen, ist dass die Mutter es bequem haben soll, das Baby sollte Körperkontakt zur Mutter haben und „Bauch an Bauch“ liegen. Die Nase oder Oberlippe sollten direkt vor der Brustwarze liegen.
Achtung: Das Kind wird zur Brust gezogen und nicht die Brust zum Kind!
- Gerade am Anfang ist die zurückgelehnte Position (im Liegen), bei der eher das Baby die „Arbeit“ des Suchens und Erfassens hat und intuitiv andocken kann, sehr zu empfehlen, weil es sich Zeit nehmen kann, die Brust „richtig“ zu fassen.
- Sehr beliebt ist die Wiegehaltung, bei der die Mutter aufrecht sitzt und das Baby entweder mit dem Köpfchen in ihrer Armbeuge hält oder umgekehrt (mit ihrer Hand) das Köpfchen hält. In dieser Position kann „überall“ gestillt werden (Hinlegen, kann man sich ja nicht so leicht überall), wichtig ist, dass die Mutter bequem sitzt und wenn nötig gut gepolstert die Arme hinlegen kann, sodass sie sich nicht verspannt.
- Bei der Football-Haltung (auch Seiten- oder Rückenhaltung genannt) liegt das Baby seitlich unterhalb des Armes der Mutter und das Köpfchen wird mit der Hand gestützt. Hier kann das Mama-Baby-Team das Stillen besonders gut lernen, da man das Baby gut zu sich ziehen und positionieren kann. Ein Nachteil ist aber, dass man ebenfalls meist ein Kissen oder andere Unterstützung braucht um bequem stillen zu können.
- Stillen in Seitenlage ist nicht nur nachts sehr bequem, allerdings gerade in den ersten Wochen oft eine Herausforderung, da Baby und Brust schwieriger zu sehen und zu positionieren sind. Diese Position lohnt sich zu üben, da Mama hier am besten entspannen (und schlafen) kann. Bei Neugeborenen muss der Rücken noch gestützt werden, größere Stillkinder können schon ohne Hilfe seitlich liegen.
- Hoppe-Reiter-Sitz: Bei größeren Kindern, die schon sitzen können, oder wenn man einen besonders starken Milchspendereflex hat, setzt man das Kind zu sich gewandt auf seinen Schoß.
- Vierfüßlerstand: Nicht nur bei der Geburt beliebt: Bei schwachem Milchfluss oder um einen Milchstau aufzulösen eine tolle Position, da gerade hier das Kind so gelegt werden kann, dass sein Kinn zur Stelle mit dem Milchstau zeigt!
- Auch in der Babytrage oder im Tragetuch kann gut gestillt werden. Oft gibt es spezielle Stillschnallen oder man kann die Träger etwas lockern und anschließend wieder fester binden/ziehen. Manchmal muss die Mutter auch die Brust zum Kind herauf „heben“, oder das Kind etwas höher oder niedriger binden als sonst.
- Bei einem Kaiserschnitt, ist das Stillen in Rückenlage angenehm, wenn das Baby weiter oben in Brust- oder Schulterbereich gelegt wird (und mit Kissen gestützt wird). So drückt es nicht auf die Narbe. Sobald sich die Mutter auf die Seite drehen kann, ist auch diese Position angenehm. Die Narbe kann mit einem kleinen Polster gegen unabsichtliche Tritte geschützt werden. Des Weiteren kann die Football-Haltung für die Mutter bequem sein.
Bei den weiterführenden Informationen sind einige Links zu Bildern und Videos, bei denen man sieht worauf es beim korrekten Anlegen ankommt sowie mehr Detailinformationen zu den Stillpositionen.
Nicht immer läuft alles „nach Plan“. Rechtzeitig fachkundige Hilfe geholt, erspart oft viele Schmerzen und Sorgen. In der Marktgemeinde Langenzersdorf gibt es viel Unterstützung für junge Familien. Zum Beispiel die Mutter-Eltern-Beratung (LINK EINFÜGEN), Mobile Kinderkrankenschwester Korneuburg ( LINK EINFÜGEN) oder die AFS Stillberatung Langenzersdorf ( https://www.facebook.com/AFSStillberatungLE/ )
Weiterführende Informationen:
https://www.oeafs-stillen.at/downloads-links
„Frühe Still-/Hungerzeichen“
https://www.afs-stillen.de/infomaterial/kostenlose-downloads
„Die kleine Stillhilfe“
„Ernährung des Neugeborenen“
https://www.still-lexikon.de/das-korrekte-anlegen/
https://www.still-lexikon.de/stillpositionen/
https://www.lalecheliga.at/informationen-stillen/infoblaetter.html
„Anlegen und Stillpositionen“
„Trinkt mein Baby genug Milch?“
„10 Tipps: So fließt reichlich Muttermilch“
https://www.stillkinder.de/was-jede-schwangere-ueber-gutes-anlegen-wissen-sollte/