12. Die Gegenreformation

Prager Fenstersturz (nach einem zeitgenössischen Kupferstich)

Zu den entscheidenden Helfern der Reformation gehörte der österreichische Landadel, der sich u.a. davon auch die Möglichkeit der Erwerbung der Klostergüter versprach. Als im August 1568 Kaiser Maximilian II. unter dem Druck der Stände den Adeligen den Gebrauch der Augsburger Konfession auf ihren Schlössern und Gebieten auf dem Lande für sich und ihre Untertanen bewilligte, erreichte der Protestantismus einen Höhepunkt. Ab 1580 setzte dann unter dem Wiener Dompropst und später Kardinal Melchior Khlesl sowie aktiver Mithilfe der Jesuiten die Gegenreformation ein. Diese konnte im Verlauf von 25 Jahren einen vollen Erfolg der katholischen Sache in Niederösterreich durchsetzen, sodaß im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts Niederösterreich wieder weitgehend katholisch war.

In den Jahren 1590 und 1591 wurde in Niederösterreich ein Ortsverzeichnis angelegt (das sog. „Bereitungsbuch“), welches den Bestand der Herrschaft an Grundholden (Untertanen, welche das Nutzungseigentum besaßen) zeigt und zur Berechnung des „Hausguldens“ (jährliche Abgabe) diente, womit die erste von den Ständen Niederösterreichs durchgeführte Häuserzählung vorliegt. Damals hatte unser Enzersdorf 89 Häuser, die alle dem Propst von Klosterneuburg untertänig waren, der über insgesamt 1469 Grundholden gebot. Aus derselben Zeit einige Vergleichszahlen: Bisamberg zählte damals 53, Klein Engersdorf 30, Hagenbrunn 40, Stammersdorf 88 Häuser. Es waren also bald nach 1600 in Niederösterreich die Probleme mit der Reformation weitgehend gelöst. Dafür begannen aber in Böhmen die Schwierigkeiten immer größer zu werden, sodaß Kaiser Rudolf II. im Jahre 1609 im sog. „Majestätsbrief“ weitgehende Konzessionen an den böhmischen Protestantismus machen mußte. Bald zeigte sich jedoch, daß in der Auslegung dieses Dokumentes große Meinungsverschiedenheiten entstanden; im Verlauf derselben kam es dann am 23. Mai 1618 zum „Prager Fenstersturz“, als protestantische Stände auf dem Hradschin zwei der verhaßten habsburgischen Statthalter und deren Geheimschreiber aus dem Fester in den Burggraben warfen.

Damit begann der Dreißigjährige Krieg, zum offenen Ausbruch der Kämpfe kam es aber erst, als Ferdinand II., der kompromißlose Gegenreformator, den alle Protestanten fürchteten, im März 1619 die Führung des Hauses Österreich übernahm.

Als Reaktion darauf rückten die böhmischen und mährischen Truppen unter Graf Thurn in Niederösterreich mit Stoßrichtung Wien ein, sie standen am 9. Oktober 1619 vor Korneuburg und bezogen bei Stammersdorf ein Feldlager.

Die von Korneuburg zur Verteidigung der Stadt angeforderten kaiserlichen Truppen ließen einige Zeit auf sich warten, außerdem ergaben sich bald Verpflegungsschwierigkeiten, da die umliegenden Ortschaften (es werden nicht weniger als 25 aufgezählt, darunter Bisamberg, Enzersdorf, Stammersdorf, Stetten usw.) keine Lebensmittel an die Stadt lieferten. Selbst bei gutem Willen hätten sie das nicht gekonnt, da die Feinde die Burg Kreuzenstein besetzt hatten, von wo alle Straßen überwacht und die Zufuhren unterbunden wurden. Auch nach dem Abzug der Widersacher blieben Truppen auf Kreuzenstein zurück und machten die Gegend unsicher. Die Kirchenchronik von Langenzersdorf meldet dazu, daß unser Heimatort durch häufige Einquartierungen schwer heimgesucht wurde. 

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