14. Der Dreißigjährige Krieg (II) - die Schweden kommen

Die von kaiserlichen Truppen belagerte Stadt Korneuburg (Ausschnitt aus einer zeitgenössischen Darstellung)

Ende März 1645 waren fast alle großen Ortschaften, Burgen, Städte und Stifte des Waldviertels in der Hand der Schweden, die über Krems und Grafenwörth nach Stockerau zogen. Von hier aus sandten sie mehrere Aufforderungen zur Kapitulation nach Korneuburg und am 5. April 1645 wurde die Stadt angesichts der schwedischen Übermacht kampflos übergeben. Stammersdorf fiel am 7. April in die Hände der Schweden, welche nach kurzer Belagerung die Wolfsschanze erstürmten, womit sich eine besonders gefährliche Bedrohung Wiens ergab. Erst am 29. Mai konnten die kaiserlichen Truppen nach mehreren vergeblichen Angriffen diesen von den Schweden nachhaltig verteidigten Brückenkopf wieder zurückerobern.

Über die Verhältnisse im schwedisch besetzen Korneuburg berichtet Dr. Albert Starzer in seiner Geschichte der landesfürstlichen Stadt Korneuburg: „In manchen Häusern war die Zahl der Soldaten so groß, daß die Besitzer keinen Platz mehr hatten und um Aufnahme in das Bürgerspital baten................ Zu all den Schwierigkeiten kamen noch Mißhelligkeit zwischen den Bürgern und den nach Korneuburg geflüchteten Bewohnern des flachen Landes. Sie waren seinerzeit mit Weib und Kind, mit ihren Nutztieren, mit „Traid“ und Wein, kurzum mit allem was nur transportierbar war, nach Korneuburg geflohen und verblieben jetzt darin, obwohl die Stadt selbst von den Schweden besetzt war........“

Torstenson hatte anschließend das östliche Niederösterreich mit Kampf und Eroberungen überzogen und vom 4. Mai bis 19. August die mährische Hauptstadt Brünn belagert, konnte sie aber nicht erstürmen. Nun zog er mit seinem Heer wieder an die Donau, die er zwischen Stockerau und Korneuburg übersetzen wollte und richtete daher sein Hauptquartier in Stockerau ein. In Korneuburg, welches die Basis seines geplanten Donauüberganges bilden sollte, ließ Torstenson zwei Wochen hindurch täglich 600 zwangsrekrutierte Bauern die vorhandenen Befestigungsanlagen verstärken und erweitern, er vermehrte die Besatzung auf 900 Mann, ließ Proviant für ein Jahr einlagern und versah diese „Hauptfestung“ mit etwa 100 Geschützen und reichlich Munition. Der schwedische Stadt- und Festungskommandant ließ die Bürger einen Treueeid schwören, demzufolge sie in Zukunft „nur der Krone von Schweden dienstbar und gehorsam sein und nichts zu deren Nachteil unternehmen sollten“. Da der geplante Donauübergang dann doch unterblieb, zog sich die schwedische Armee aus unserer Gegend zurück, bei welcher Gelegenheit Ende September/ Anfang Oktober 1645 Stockerau niedergebrannt und Burg Kreuzenstein teilweise gesprengt wurde.

Im Dezember 1645 wurde Graf Christoph von Puchheim zum Befehlshaber der kaiserlichen Regimenter in Niederösterreich ernannt, mit dem Auftrag, die Schweden endgültig zu vertreiben. Nach einmonatiger Belagerung konnte er am 5. Mai 1646 die schwedische Hauptfestung Krems befreien und wandte sich anschließend der sehr gut befestigten und verteidigten Stadt Korneuburg zu, mit deren Beschießung er am 22. Mai begann. Zusätzlich wurde durch Unterminierungen und Sprengungen versucht Breschen in die Verteidigungsanlagen zu schlagen, um die Festung erstürmen zu können. Durch starkes Geschützfeuer und häufige Ausfälle gelang es den Schweden die Belagerungsarbeiten zu stören bzw. massiv zu behindern. Puchheim mußte nicht nur die solcherart von den Schweden entschlossen verteidigte Festung niederkämpfen, sondern auch gegen eine von außen angreifendes schwedisches Ersatzheer Verteidigungsstellungen aufbauen. 

Nach zehn-wöchiger Belagerung, unter der die Stadt schwerstens gelitten hatte, entschlossen sich die Schweden am 4. August 1646 zur Übergabe an General Puchheim und zogen in Richtung Schlesien ab. Durch all diese Ereignisse wurden die Bewohner von Enzersdorf, ihre Häuser, der Viehbestand, die Vorräte und der Wein in stärkste Mitleidenschaft gezogen. Die Tatsache, daß von den 90 „Nachbarhäusern“ unseres Ortes beim Abzug der Schweden mehr als die Hälfte in Schutt und Asche lagen, gibt uns eine Vorstellung von dem menschlichen Leid und Elend der Bewohner. Erst nach dem Westfälischen Frieden (Oktober 1648) kehrte allmählich Ruhe in unsere Heimat ein und noch lange kündeten zahlreiche Relikte (z.B. die Schweden - Schanze am Bisamberg, beim Tuttendörfl und an anderen markanten Stellen) von dieser schweren Kriegsnot.

zurück zum Anfang