20. Wiederaufbau und Pest

Unsere Kirche um 1785 auf einem Gemälde von F. A. Brand mit dem Turmhelm aus dem Jahre 1708

Über die schweren Zerstörungen, welche die Türken an einem einzigen Tag in unserm Heimatort verursachten, wurde bereits im Teil 18 dieser Serie berichtet. In den erhalten gebliebenen Aufzeichnungen über den Umfang dieser Schäden finden sich einige Langenzersdorfer Namen, die heute noch, also nach mehr als 310 Jahren, bei uns vorkommen. Es sind dies z.B. die Familiennamen Gumpinger, Kürzinger, Steinbacher und Trimmel; hieher gehört auch der Namen Kreuzwieser, der etwas später (1696) genannt wird. Der Wiederaufbau der verbrannten und sinnlos zerstörten Bauernhäuser samt Einrichtungen und Gerätschaften, der Stallungen, Scheunen und Weinkeller, die Wiederbeschaffung von Nahrungsmitteln für Mensch und Vieh und schließlich die Wiederbesiedelung verödeter Bauernhöfe stellten die Dorfgemeinschaft von Langenzersdorf vor größte Probleme, welche nur mit tatkräftiger Hilfe des Stiftes Klosterneuburg gemeistert werden konnten.

Bei der Beseitigung der Brandschäden von 1683 an unserer Pfarrkirche wurde bereits der Barockstil bevorzugt, was nicht nur die Einwölbung des Mittelschiffes, sondern auch die Innenausstattung der Kirche betraf. So ließ z.B. unter Pfarrer Josef Ertl (1687 - 1692 tätig) der Propst Christoph Matthäi von Klosterneuburg in den Jahren 1689 - 90 durch den Bildhauer Johann Andreas Iglauer einen prächtigen, 25 Schuh (=7,8 m) hohen Hauptaltar herstellen. Dieser war mit den Statuen der Heiligen Josef, Leopold, Maria Magdalena, Apollonia und anderem Schnitzwerk ausgestattet. Und im Jahre 1708 - unter Pfarrer Leonhard Silbereisen und Propst Ernst Peger - bekam der Turm einen neuen Abschluß. Wir sind über die langgestreckte spitze Form dieses charakteristischen Turmhelmes gut unterrichtet, da ein Bild des berühmten Barockmalers Friedrich August Brand das Aussehen unserer Kirche festhält.

Ein Jahr später hatte ein Wolkenbruch, der über dem Bisamberg niederging, die Kirche bis ungefähr eineinhalb Meter Höhe mit Schutt, Schlamm und Wasser angefüllt (Wasserstandmarke mit Jahreszahl 1709 noch heute im Kircheninneren vorhanden). Dadurch wurde der neue Hochaltar zerstört und die Gräber des um die Kirche gelegenen Friedhofes derart ausgewaschen, daß die Gebeine der Verstorbenen unbedeckt herumlagen.

Genau 30 Jahre nach der Türkennot von 1683 traf eine neue schwere Heimsuchung unsere Landsleute: Es war im Jahre 1713 das Wiederauftreten der Pest, nachdem seit der großen, aus dem Osten eingeschleppten Pest-epedemie von 1679/80 diesbezüglich einige Zeit Ruhe geherrscht hatte. Unser Dorfrichter bekam vom Stift Klosterneuburg die Anweisung, daß alle mit der ansteckenden Krankheit verseuchten Häuser abgesondert werden müssen und die Einwohner derselben durch „Androhung von Band und Eisen“ am Ausgehen zu hindern sind. Gleichzeitig wurde angeordnet, daß „in dem neuen Freythof die Gräber belegt werden können“. In den Monaten Juli bis Oktober 1713 wurden 22 von den 90 Häusern als verseucht bezeichnet, in diesem Zeitraum starben 64 Personen an der Seuche, während sich 39 von der Infektion erholten (lt. Angaben des Vereines für Landeskunde von NÖ). Zum Gedenken an die Verstorbenen hat sich das Pestkreuz erhalten, welches nun am Beginn der Anton Hanak Gasse steht. Dorthin wurde es erst im Mai 1967 übertragen, vorher stand es in einer kleinen Holzkapelle auf dem Grundstück gegenüber dem Haus Schulstraße 113. Es ist sehr wahrscheinlich, daß sich an dieser Stelle der vorhin erwähnte Friedhof für die Pestopfer von Langenzersdorf befand; den Vorschriften entsprechend weit außerhalb des damaligen Dorfes, welsches ja nur aus je einer Häuserzeile zu beiden Seiten der Prager Straße bestand.

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