25. Handwerk und Gewerbetreibende anno dazumal

Dieses Photo (vor 1898) zeigt das alte Gasthaus zum Lamm, wie es im 18. und wohl auch im 17. Jhdt. ausgesehen hat

Wir haben schon einige Details über die Langenzersdorfer Gastwirte gelesen. 1768 erfahren wir nun von „Bitten und Klagen der sechs Gastwürthen in L. Enzersdorf gegen Herrn Grafen von Khevenhüller als Herrschaft zu Jedlesee wegen der durch seine Freiheit führende Poststraße . . . „. Diese sechs schon seit langer Zeit bestehenden Gasthäuser (ihre Zahl war teilweise auch bedingt durch die Tatsache, daß unser Heimatort die erstePoststation mit Pferdewechsel auf der Prager Straße ab Wien war), hatten folgende Namen: Zum weißen Rössel (heute Hauptplatz 3), zur goldenen Weintraube (heute Hauptplatz 7), zum goldenen Hirschen (Wiener Straße 29, Ochsenwirtshaus (Wiener Straße 6), zum Lamm (Lamplwirt, Hauptplatz 9), zum schwarzen Adler (Gemeindegasthaus , Hauptplatz 1).

Im Jahre 1767 erfahren wir, daß sich der Rösselwirt (er heißt übrigens Johann Hengst) beschwert, denn: „Es kommt der Dorfrichter Adam Bierhaim um acht Uhr früh in mein Gasthaus, um zu sehen, welche Leute in meinen Wirtshaus sind“. Daß so ein überraschender Besuch wohl seine Hintergründe haben mußte, erkennen wir gegen Ende dieses Jahres: Dem Rösselwirt war wegen Besitzes von schwarzem (d.h. nicht versteuertem) Tabak der Wagen konfisziert worden. Er ersuchte beim Hochwürdigen Herren Prälaten von Klosterneuburg um Hilfe, weil er unschuldig sei. Trotzdem mußte er für drei Tage in den Arrest. Und als er dann 1771 das Wirtshaus verkaufte, gab es neuen Ärger und Klagen seiner Tochter Franziska, der er den Erlös nicht zukommen lassen wollte. Schließlich noch der Hinweis, daß 1774 der Wirt zur Weintraube, Joseph Anzinger, darauf aufmerksam gemacht wurde, daß er nur solche Leute beherbergen darf, die sich richtig ausweisen können. In Unterlagen finden wir manchmal die Testamente unserer ehemaligen Ortsbewohner, die nach dem Tode die Vermögensverhältnisse regeln sollen. Dazu gehören auch Inventar, die nach dem Ableben aufgenommen wurden und als interessantes Beispiel dafür soll das im April 1772 nach dem Tode der Wirtin Eva Maria Stöger erstellte Inventar angeführt werden:

„Inventur: Nachdem Frau Maria Stöger, geweste Wirthin bey dem Lampl´ zu Langen Enzerstorf, den 24. Mary 1772 seelig verschieden, ist nach ihrem Todt das zwischen ihr seelig und ihrem lebenden Ehewürth Johann Georg Stöger vorfindige Vermögen inventiert, geschäzt und samt Schulden beschrieben worden, wie folgt: 

Ihr eigenes Würthshaus, bey dem ´Lampl“ genannt, Nr 70 1.800 fl. (Gulden)
 An baarem Geld vorhanden 200 fl.
 Die sammentliche Leibkleidung 40 fl.
 2 Tuzend Zinnteller und deto 6 Schüßeln 9 fl.
 2 Tuzend Gast - Messer und 1 Tuzend Zinn - Löffel 3 fl.
 7 Bätter (Betten) mit weichen Bättstatten für die Gäst, á 12 fl. 84 fl.
 ½ Tuzend Tischtücher und sowiel Handtücher 10fl.
 4 weiche Tische (aus Weichholz) 3 fl.
 18 Stück lederne Sessel á 36 Kr. 10 fl. 48 Kr.
 12 Lehnstühle á 7 Kr. 1 fl. 24 Kr.
 In fünf Zimmern die Bilder 8 fl.
 Extra ein Spiegel 3 fl.
 Ein weichen Gewandkasten 2 fl. 15 Kr.
 7 Leilach (Leintücher) 8 fl. 45 Kr.
 Das eiserne Kuchelheschirr 4fl.
 Das erdene Kuchelgeschirr 2 fl.
 8 Klafter Pren - Holz 20 fl.
 ½ Centner Schweineschmalz 8 fl. 20 Kr.
 ½ Schober Schab 2 fl.
 12 Metzen Haaber 14 fl. 24 Kr.
 1 Pferd 15 fl.
 Das vorhandene Heu 5 fl. 36 Kr.
 6 Hiener 42 Kr.
 1 Kaleß und ein geringer Wagen 20 fl.
 100 Eimer alten Wein, samt Faß 500 fl.
 100 Eimer heurigen Wein mit Faß 400 fl.
 80 Eimer leere Faß, in eiseren Banden 32 fl.
 Der Überlaendt Keller geschätzt 420 fl.
 1 Maß, 1 halb, 1 Seitl und 1 halb Seitl Zinnet 2fl.
 Das sammentliche Kriegl und Glaßgeschirr 2 fl. 36 Kr.
 Das sammentliche ordinary Geschirr 1 fl. 30 Kr.
 Der übrige klein Hausrath 4 fl.

Schulden keine! Schulden vom Vermögen: von dem Wohl Edlen Herrn Heinrich Hartl, k.k. Sattelknecht in Wienn zur Bauung des gedachaten Würthshauses sind aufgenommen worden an baarem Geld 2.000 Gulden. Kinder und Erben: Franz Stöger, 9 Jahre; Johann Georg Stöger, 7 Jahre; Elisabeth Stöger, 3 Jahre; Rosalia Stöger, ¾ Jahre“

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