28. "Herr Kreiskommissär, Lang-Enzersdorf brennt!"

Franz Ignaz Holbein 1779-1855

In seiner „Lebensgeschichte“ erzählt der am 27. August 1778 in der Stadt Zisterdorf geborene Fanz Ignaz Holbein, Edler von Holbeinsberg, daß er als 8 - oder 9 - jähriger Knabe einige Zeit in Korneuburg lebte. Er wohnte damals mit seinen Eltern in dem heute noch bestehenden alten Korneuburger Haus Ecke Wiener Straße 2/ Donaustraße, hielt sich aber sehr viel im Hause seines Onkels, des Kreiskommissärs Huber, bei dessen zahlreichen Kindern auf. In der bereits erwähnten Lebensgeschichte berichtet er u.a.:

„......... Mein Onkel Huber war ein leidenschaftlicher Musiker, hatte jeden Sonntag seine Quartette, ich durfte zu meiner größten Freude zuhören und atemlos den Schönheiten der Meisterwerke Mozarts und Haydns lauschend, wurde ganz unbemerkt der Hang zur Musik in mir geweckt ........ und so verfloß mir denn die Zeit in so angenehmer Weise, daß sich an Korneuburg die schönsten Jugenderinnerungen knüpfen. Jüngst fand gerade wieder sonntags ein Quartett statt, als dasselbe plötzlich durch den Ruf eines Gemeindedieners durchs geöffnete Fenster: „Herr Kreiskommissär, Lang - Enzersdorf brennt!“ unterbrochen wurde. Alle, darunter auch sämtliche Kreisbeamte, mit dem Kreishauptmann, Baron Managetta, stürzten auf die Straße, vom stark geröteten Himmel auf die Größe des Feuers schließend und eilten dann, zuvor alles nötige zur Rettung anordnend, teils zu Wagen und zu Pferde, nach Langenzersdorf. Wir jungen Leute, die gleich meinem Vater nicht für Rettungsvorkehrungen zu sorgen hatten, liefen, so rasch wir konnten, dem Orte zu und kamen auch richtig zuerst zur Brandstätte, wo sich uns ein erschütternder Anblick darbot. Aus einem, in hellen Flammen stehenden Kaufmannshause stürzte der Besitzer mit verzweiflungsvoller Gebärde, uns zurufend: „Jesus, Maria und Josef, zurück, wir sind alle verloren! Ein Pulverfaß liegt im Hause!“ „Wo, wo,“ rief mein Vater und auf die Worte des Kaufmannes: „Auf der Kellerstiege, ich konnte es nicht mehr herausschaffen“ stößt mein Vater, ohne sich einen Augenblick zu besinnen, den vor Angst fast sinnlos gewordenen Mann zur Seite und stürzt in das Haus. Von Staunen, Angst und Grauen ergriffen, stehen wir einen Augenblick wie festgebannt, und schon will sich alles wenden zur raschen Flucht, da erscheint mein Vater wieder mit dem Fasse, es durch die Menge tragend und auf einen Haufen Dünger werfend, wo es bald durch die Umstehenden mit Dünger bedeckt war, um es vor den herumsprühenden Funken zu schützen. Mein Vater wurde mit Dankesworten und Lobpreisungen überschüttet und nach gelöschtem Brand, (ein heftiger Platzregen, der mittlerweile niedergegangen war hatte hierbei das größte Verdienst) im Triumphe nachhause geführt ........“

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