30. Zwei bedeutende Klosterneuburger Chorherren

Hochaltarbild: Enthauptung der hl. Katharina um 1750

Zunächst wenden wir uns dem Hochwürdigen Herren Paul Bernhard zu, der am 25. Jänner 1684 in Langenzersdorf das Licht der Welt erblickte und hier seine Jugendzeit verbrachte. Er trat 1703 in das Stift Klosterneuburg ein, wurde 1709 zum Priester geweiht und im selben Jahr Kooperator. 1704 - 1710 hatte er an der Wiener Universität Philosophie und Theologie studiert und es in beiden Fakultäten zum Magister gebracht. Nach einigen Ämtern, die er im Stift Klosterneuburg ausübte, wurde er dort Kanzleidirektor und da schlug ihm die große Stunde seines Lebens: Propst Johann Führer vom Chorherrensift St. Pölten wurde 1739 wegen bedeutender Bauschulden abgesetzt und entfernt und an seine Stelle 1741 der Wirtschafts - und Verwaltungfachmann Paul Bernhard als Administrator gesetzt. Es gelang ihm das Kunststück, die finanziellen Verhältnisse des ältesten (damals wohl schon tausendjährigen) Klosters in Niederösterreich soweit in Ordnung zu bringen, daß die Arbeiten an der Stifts - (jetzt Dom-) - Kirche zu einem guten Ende kamen. Weiters konnte er die künstlerische Ausgestaltung der in den beiden Seitenschiffen befindlichen Altäre samt den Kuppeln der Vollendung zuführen. Hiebei ergab sich eine höchst erfolgreiche Zusammenarbeit so bedeutender Barockkünstler wie Daniel Gran, Franz Munggenast, Jakob Schletterer u.a. mit dem Langezersdorfer Chorherren, die ihn als Brotherrn und Kunstfreund sehr zu schätzen wußten. Wenn heute der Bischof von St. Pölten eine würdige Residenz und eine herrliche Domkirche besitzt, so hat dazu unser Paul Bernhard manches beigetragen und damit der bedeutenden Industrie - und neuerdings Landeshauptstadt den geistlich - kulturellen Mittelpunkt erhalten. Unser Landesmann hat seine Mission in St. Pölten im Jahre 1747 beendet und verstarb am 4. April 1751. (Nach Dr. Karl Pleyer)

Nunmehr kommen wir zu Hieronymus Lindemayer, der 1726 bei uns als Aushilfe und ab 8. Juli 1727 als Kooperator tätig war. 1731 begann dann sein segensreiches 30 - jähriges Wirken als Pfarrer von Langenzersdorf. Er war sehr eifrig um das Heil der Seelen sowie um die Ausschmückung des Gotteshauses bemüht. Über die von ihm 1733 angeregte Holfelderstiftung wurde bereits berichtet. Im Jahre 1737 erlegte Thomas Miller einen Betrag von 140 Gulden „für einen ewig für ihn zu haltenden Jahrestag mit einem Seel - Ambt“ und mit 1740 datiert ein Stiftungsbrief des Königlichen Postbeförderers zu Langenzersdorf, Johann -Cahsper Härtl über 2.000 Gulden für zwei heilige Messen jährlich.

1738 wurde der Gottesacker mit einer hohen und festen Mauer umgeben. Dadurch sollte Kirche und Friedhof vor Hochwasserschäden des Kirchenbaches, wie sie z.B. 1709 aufgetreten waren, geschützt werden. Wahrscheinlich hat man damals auch den Kirchenbach, der ursprünglich vor dem Haupteingang unserer Pfarrkirche durch die Kirchengasse floß, auf die Rückseite der Kirche verlegt: ab der beginnenden Kellergasse wurde für den Bach ein neues Bett geschaffen, sodaß er nun in etwas erhöhter Lage östlich der Kirche situiert und heute noch dort als teilweise offenes Gerinne vorhanden ist. Bei diesen Arbeiten mußte u.a. eine Steinmauer zum Schutze der tiefer gelegenen Wiesen und Weingärten errichtet werden. Daß es dabei auch Probleme gab, entnehmen wir einer Mitteilung des damaligen Dorfrichters Michael Amon aus dem Jahre 1748: er berichtet von einem Wassereinbruch in den Graben hinter der Kirche und daß nicht weniger als 35 Bewohner mit ihren Weingärten größte Schaden erleiden „ so lange der Bach nicht zue gemacht wird“. Ungleich schlimmer waren jedoch die Folgen eines Erdbebens im Jahre 1749, wobei durch die Erdstöße die Kirche bis zum Einsturz erschüttert und der neue Hochaltar aus dem Jahre 1690 zerstört wurde. Pfarrer Lindemayr ging mit großer Tatkraft ans Werk, die Schäden zu beseitigen und die Kirche mit neuen Kunstwerken zu schmücken. Das große Hochaltarbild, die Enthauptung der Hl. Katharina darstellend, wurde als Kopie nach dem Erbeben zerstörten Original des großen Barockmalers Johann Gerorg Schmidt (genannt „Wiener Schmidt“, 1694 - 1765) wiederhergestellt. Neu angefertigt wurden auch die prachtvolle Kanzel, die Einrichtung in der Marien - oder Wallfahrtskapelle, der Wandaltar im linken Seitenschiff und manches andere barocke Kunstwerk. Auffallend ist, daß im Jahre 1755 von den Ortsbewohnern zahlreiche Stiftungen erfolgten. (z.B.: Kaspar Hartl 2.000 Gulden, Magdalena Meria 2.000 Gulden, Maria Regina Berger 1.000 Gulden usw. ) welche sicherlich mit der Ausstattung der Pfarrkirche mit Kunstwerken zusammenhingen. Für das Jahr 1756 ist eine in Stein gehauene lateinische Inschrift überliefert, deren deutsche Übersetzung lautet: “.....Diese Kirche ist im Jahre 1756 zur Ehre Gottes des Allmächtigen, der göttlichen Mutter, der Schutzfrau, der hl. Jungfrau und Märtherin Katharina, unter göttlichem Beistand und durch die Gaben von Wohltätern, denen die Zier des Hauses Gottes am Herzen lag, aus dem Schutt erhoben, ausgeschmückt, wie die Braut vor ihrem Bräutigam erschienen.“

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