31. Parrer Joachim Knab und die Sehenswürdigkeiten im Pfarrhof Langenzersdorf

Schloß Hellbrunn / Salzburg

Zum Nachfolger von Pfarrer Hieronymus Lindemayr wurde der Hochwürdige Herr Joachim Knab berufen, der von 1761 bis 1791 bei uns als Pfarrer wirkte. Er war nicht nur ein großer Kunstfreund und Pädagoge (wie noch auszuführen sein wird), sondern auch ein begeisterter Freund der Wissenschaften und eifriger Sammler von verschiedenen Merkwürdigkeiten und Naturobjekten, die er im Pfarrhof verwahrte. Im Garten desselben ließ er großartige Wasserkünste errichten, die weithin bekannt waren und vielleicht auf eine Anregung durch das „Mechanische Theater“ und die Wasserspiele, welche 1750 im Salzburger Schloß Hellbrunn entstanden waren, zurückgingen. Einer Veröffentlichung aus dem Jahre 1790 können wir folgende Details über die Kunst- und Naturwerke des Pfarrgartens und Pfarrhofes entnehmen! Im Garten befand sich eine sinnreiche Wasserleitung zur Speisung vielfältiger Wasserkünste. Ein Bächlein, das am Bisamberg aus fünf Quellen entsprang, wurde in die Gartenanlage hineingeleitet und in einem geräumigen Wasserbehälter gesammelt. Daraus führte man den übrigen Rohren, die in allen Abteilungen des Gartens verlegt waren, das Wasser zu. Ein Teil desselben fand in einem zweiten großen Behälter Aufnahme, von dem aus zahlreiche Wasserspiele gespeist wurden: da konnte man aus Wasserstrahlen geformte Rosenstöcke, sich um die eigene Achse drehende und wasserspeiende Schlangen, auf feinen Wasserstrahlen tanzende Bälle, Regenschirme aus Wasser, bewegte menschliche Figuren und noch manches mehr bewundern. Es gab aber auch Sitzgelegenheiten bei deren Benützung der harmlose Besucher durch einen plötzlich aufspringenden Wasserstrahl spürbar benetzt wurde. Der anschließende Spaziergang durch eine Baumallee wurde ebenfalls durch aus dem Erdreich hervorschießende Wasserstrahlen zu einer feuchten Angelegenheit, die allerdings an heißen Sommertagen auch ihre Annehmlichkeiten hatte. Als kleine Entschädigung ging dann der Weg durch eine angenehm duftende - mit Zitronen und Pomeranzenbäumchen besetzte - Allee, die zu einem Gartenhäuschen führte.

Kaum hatten die Besucher dieses betreten, wurde der Raum abgedunkelt und auf einem aufgespannten Papierbogen konnten allerlei Vorgänge beobachtet werden: ein vorbeifahrender Pferdewagen, aber sehr stark verkleinert, vorübergehende Personen, spielende Kinder usw., und alles ein miniature. Hiebei handelte es sich um die Wiedergabe von Vorgängen auf der vorbeiführenden Straße nach Art einer „camera obscura“, welche bekanntlich die Grundlage des Photoapparates bildet. Über eine Treppe kam man dann in ein Zimmer, dessen hohe Lage einen schönen Ausblick auf das nahegelegene „Weingebirge“, den gegenüberliegenden Kahlen - und Leopoldsberg sowie die schlängelnde weiße Poststraße gewährte. In der Originalbeschreibung wurde festgehalten: Alles in allem eine Schönsicht, die Aug´ und Seele gar erquicket!“

Weiter führte der Rundgang in den Pfarrhof. Hier wurde den Besuchern ein Zimmer gezeigt, das eine umfangreiche und höchst interessante Uhrensammlung - ein richtiges Uhrenmuseum - enthielt. Anschließend ging der Weg in die Bibliothek mit Büchern aus verschiedensten Fächern der Wissenschaft. Hier gab es auch zwei Bücher aus Holz, deren hölzerne Blätter aus allen Holzarten, die in Österreich heimisch sind, angefertigt waren. Die Besonderheit dieser Objekte wird auch dadurch unterstrichen, daß Pfarrer Knab für den damaligen König von Spanien ebenfalls ein solches „Holzbuch“ anfertigen ließ und es ihm zusandte. In der Bibliothek befand sich auch eine ansehnliche Sammlung von Denkmünzen, im Nebenraum gab es eine Fülle von sehenswerten Kupferstichen sowie einen umfangreichen Bestand an Glaskunstwerken sowie künstlerischer Glasbläserarbeiten. Der bereits mehrmals erwähnte Bericht spricht noch von manch anderen Kuriositäten, deren Sammlung und Aufstellung der umsichtige Geistliche betrieb. Heute ist praktisch alles vergangen, was an die damalige Zeit erinnern könnte. Die Wirren der Franzosenkriege und der Zahn der Zeit haben diese merkwürdigen Kunst - und Naturwerke des Pfarrhofes zerstört, die unseren Heimatort mit einmaligen Sehenswürdigkeiten bereicherten. 

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