33. Das Johannes Nepomuk-Denkmal, Fortsetzung

Das der Wiener Straße zugewandte Relief zeit im Hintergrund eine brennende Kirche ...

Am 20. März 1993 waren genau 600 Jahre verstrichen, seitdem Johannes Nepomuk den Märtyrertod durch Ertränken erleiden mußte. Aus diesem Anlaß hat unser damaliger Kulturreferent, Bürgermeister OSR. Franz Petz, den Auftrag gegeben, das Langenzersdorfer Johannes Nepomuk - Denkmal einer umfassenden Restaurierung zu unterziehen. Diese Arbeiten, die vom Bundesdenkmalamt beaufsichtigt wurden, begannen im Juni 1994 und waren Mitte November des gleichen Jahres beendet. Sie erbrachten einige neue Erkenntnisse, worüber nunmehr berichtet werden soll:

Die drei Reliefs auf dem Volutensockel sowie die reichlich vorhandenen Schmuckornamente desselben sind, gemäß einer Auskunft des Restaurators, noch weitgehend im Originalzustand erhalten, stammen also - von Ausbesserungen abgesehen aus dem Jahre 1766. Die künstlerische Qualität dieser Arbeiten ist als durchwegs gut zu bezeichnen, über den Auftraggeber und den ausführenden Meister wurde bereits berichtet. Da zwei der Reliefs unseren Heimatort betreffen, wollen wir uns zunächst mit diesen beschäftigen. Das der Wienerstraße zugewandte Relief zeigt im Hintergrund eine brennende Kirche, aus der typischen Stellung des Turmes ist ersichtlich, daß es sich um die Langenzersdorfer Kirche handelt. Dazu paßt die schematische Andeutung eines Berges dahinter, der als vereinfachte Darstellung des Bisamberges und seiner Hänge zu erkennen ist. Vor der Kirche sind Bäume angeordnet, womit der Pfarrgarten angedeutet wurde, ein Zaun in der damals typischen Art bildet den Abschluß zur Straße. Diese ist durch eine hohe Pyramidenpappel gekennzeichnet, ein Reiter zu Pferd, ein kniender Mensch mit erhobenen Armen und schließlich ein brennendes Bauernhaus vervollständigen die bewegte Straßenszene. In der Mitte des Vordergrundes kniet ein Jüngling in einheimischer Tracht vor einem älteren, langbärtigen Mann, der ein mantelähnliches Gewand mit Leibbinde trägt und mit Dolch und Säbel bewaffnet ist. Auf der rechten Seite ein Krieger mit Turban, Schnurrbart, Pluderhose und Krummsäbel. Er hält den knienden Jüngling, dessen Hände am Rücken gefesselt sind, an der Schulter fest und führt ihn so dem älteren Mann vor, der nun über sein Schicksal entscheiden wird: Tod oder Sklaverei. Diese Darstellung, 83 Jahre nach dem schrecklichen Türkenjahr 1683 entstanden, läßt erkennen, wie sehr damals noch die Schrecken dieser Heimsuchung in der Erinnerung der Menschen verankert waren.

Das Relief auf der Seite der Kirchengasse zeigt die immer aktuelle Bedrohung durch Hochwasser und Überschwemmung, welche genauso wie ein Brand zu den schwersten Schicksalsschläge, für die Dorfbewohner gehörte. Hier ist die Darstellung der Kirche und des Bisamberges sehr ähnlich der vorhin besprochenen, das Dorf wird durch je ein Bauernhaus auf der linken und rechten Seite sowie zwei Bäume angedeutet. Davor ist eine weite, ruhige Wasserfläche gegeben. Auf ihr treiben zwei Boote, die mit verzweifelten Menschen und verschiedenen Gegenständen beladen sind. Ganz vorne links ist ein im Wasser watender Helfer zu sehen, der eine Last auf der Schulter trägt, sein Gegenstück auf der rechten Seite wird durch ein Kind und eine kniende Frau, welche die Arme betend erhoben hat, gebildet. Über all dem Geschehen schwebt, von Wolken umgeben, die Heilige Katharina, unsere Kirchenpatronin, erkennbar am Lorbeer der Märtyrerin und am Rad.

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