34. Das Johannes Nepomuk-Denkmal, Schluß

Relief "Hochwasser"

Der Inhalt von Relief Nr. 3 ist nicht gleich auf den ersten Blick zu deuten und ich danke dem Ehepaar Dr. Schwarzjirg für diesbezügliche Lösungshinweise. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird hier eine Szene aus der Heiligenlegende dargestellt, die ziemlich selten vorkommt und die Bezeichnung trägt „Die Versuchung des Heiligen Johannes Nepomuk“: König Wenzel wollte Johannes zunächst durch Bestechung zum Verrat des Beichtgeheimnisses bringen, indem er ihm reiche Geschenke und hohe kirchliche Würden anbot. Bei unserem Relief steht der König in der Mitte der Darstellung. Mit seiner rechten Hand zeigt er auf einen Stuhl, auf diesem und vor demselben sind die Geschenke (Geldsäcke, Prunkgefäße usw. ) angeordnet. Aber auch den Sessel selbst bietet er an, der für den Inhaber desselben mit Amt und Würden verbunden ist. An der linken Seite König Wenzels steht Johannes. Er legt die rechte Hand bzw. deren Zeigefinger auf seine linke Brust um zu zeigen, daß hier das Beichtgeheimnis in seinem Herzen verschlossen ist - und auch bleibt. Damit aber hat er sein Todesurteil gefällt. Hinter dem König ist ein Pfeiler mit Kapitell erkennbar, weitere Architekturteile links und rechts sollen uns den Eindruck vermitteln, daß sich diese Szene in einem Innenraum, einem Saal, abspielt. Über diesem Relief ist, von einem Kranz mit Schleife umgeben, die römische Jahreszahl 1766 als Hinweis auf die Denkmalserrichtung angeordnet. Rechts vom unteren Rand dieses Reliefs ist eine wahrscheinlich später angebrachte Inschrift vorhanden, die heute nicht mehr vollständig lesbar ist. Sie Lautet:“...itt...ur die Heerde und ihren Hirten. S.K.R.C.“ Wenn man die beiden ersten Worte mit „Bitte für ...“ ergänzt, wird ein Hilferuf erkennbar, eine Anrufung, die wohl dem Heiligen Johannes Nepomuk gilt. Die Buchstaben S.K. weisen wahrscheinlich auf Sebastian Koppreiter hin, der von 1795 bis 1810 als Pfarrer in Langenzersdorf wirkte und Regularkanoniker oder Augustiner - Chorherr war, was die Buchstaben R.C. angeben. In seine Zeit fiel die schwere Heimsuchung des Ortes und seiner Bewohner durch die französischen Soldaten. Nun noch ein Hinweis auf eine weitere Inschrift, die sich auf eine Renovierung in den Jahren 1935 - 1936 bezieht. Bei den damaligen Arbeiten hat der Langenzersdorfer Bildhauer und Hanak - Schüler, Prof. Walter Gettel, nach dem Zweiten Weltkrieg auch als Bürgermeister bei uns tätig, mitgewirkt. Im Buche „Langenzersdorf - einst“ (1980) wird im Text zu Abb. 59 auf Seite 105 darüber berichtet.

Abschließend noch eine Bemerkung zu der Statue, die auf dem nunmehr ausführlich beschriebenen Volutensockel steht: Bei der Restaurierung des Jahres 1994 wurde an der Johannesstatue weder eine Signatur, noch ein Künstlermonogramm gefunden, sodaß der Hersteller dieses Kunstwerkes weiterhin unbekannt bleibt. Die heute vorhandene Johannesstatue ist auch nicht mehr jene, welche 1766 auf den Sockel gestellt wurde. Begründet wird diese Feststellung mit der Tatsache, daß der obere Abschluß des Sockels mit dem Fuß der Statue nicht zusammenpaßt, sodaß bei der jetzigen Restaurierung entsprechende Übergänge geformt werden mußten. Von der Entstehungszeit stimmt die Johannesstatue allerdings recht gut mit dem Volutensockel überein, von der künstlerischen Qualität her ist sie sogar etwas besser zu bewerten. Der Zeitpunkt, zu welchem die alte Statue durch die jetzt vorhandene ersetzt wurde, kann derzeit nicht festgestellt werden.

Anmerkung: Dieser Aufsatz ist dem Gedenken an den Kunsthistoriker Univ. Prof. Dr. Anton Macku (1901 - 1985 Wien) gewidmet, der oft und gerne in Langenzersdorf weilte und ein großer Verehrer des Heiligen Johannes Nepomuk war.

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