36. Dorfschulmeister Leopold Chimani

Diese für Langenzersdorf fast 6 Jahrzehnte lag tätig gewesene Lehrerpersönlichkeit entstammte einer weitverzweigten Lehrerdynastie: der Großvater war als Schulleiter in Mörtersdorf, Bezirk Horn, tätig; der Vater - Johann L. Chimani - wirkte als Lehrer von 1719 - 1769 in Klein Engersdorf. Und hier wurde auch am 16. März 1741 Leopold Chimani (der Überlieferung nach „Schimani“ zu sprechen) als eines von insgesamt 12 Kindern geboren. Nach einer entsprechenden fachlichen Ausbildung kam er nach Langenzersdorf und war ab September 1763 bei dem damaligen Schullehrer Georg Rhein als Kantor tätig, d.h. als Leiter der Kirchenmusik und des Kirchengesanges. Am 24. Februar 1764 wurde er als Nachfolger von Georg Rhein auf ein Jahr zur Probe bestellt, wobei er sich in dieser „...... Probezeit keinesfalls verehelichen, sondern durch reine, gute Aufführung und Fleiß würdig machen solle, diesen Dienst auf allzeit zu erhalten“

Die Schule befand sich gegenüber dem Pfarrhof und zwar damals noch im „alten“ Gebäude. Über Schule und Lehrer findet man in alten Aufzeichnungen gelegentlich einige Hinweise, welche uns einen Einblick in die damaligen Verhältnisse ermöglichen:

Vom 31. März 1768 ist uns eine Nachricht über 6 Kinder bekannt (4 Mädchen und 2 Buben)), die in den verflossenen 3 Monaten die Schule nicht besucht hatten; deshalb müssen nun die Eltern das doppelte Schulgeld bezahlen .......Dazu eine Anmerkung: damals war amtlich vorgesehen, daß die Kinder vom sechsten bis zum dreizehnten Lebensjahr die Schule besuchen sollten und zwar: in den Städten das ganze Jahr über mit dreiwöchiger Unterbrechung, auf dem Lande aber nur vom beginnenden Dezember bis Ende März, weil dann die Kinder der Bauern zur Arbeit benötigt wurden.

Mit 1774 ist ein Bericht datiert, dem Folgendes zu entnehmen ist: Das Schulhaus besteht aus einem Lehrerzimmer, einem Zimmer für die Schüler und einer Kammer. Der Lehrer hat zu leisten: Wetterläuten, Meßnerarbeiten und Kirchenmusik; Unterricht in Lesen, Schreiben, Rechnen, Teutsch, 1. und 2. Einführung in die lateinische Sprache.

Leopold Chimani hat den Lehrerberuf mit großem Eifer und besten Erfolg ausgeübt. Als die Schulreform Maria Theresias in Kraft trat (6.12.1774) hat er sich sofort in der sog. „verbesserten Lehrart“ weitergebildet und zwar 1776 an der Normalschule bei St. Anna zu Wien. Dies kam ihm später sehr zustatten, so große Opfer ihm auch dieses weitere Studium gekostet haben mag. Wenn man bedenkt, daß diese Normalschule erst am 1. Mai 1775 neu eröffnet worden war, dann gehörte Leopold Chimani zu den ersten Besuchern dieser Lehranstalt. 

Ebenfalls aus dem Jahre 1776 stammt folgende Mitteilung: „In dem Dorfe L. Enzersdorf befinden sich 128 schulfähige Kinder. Davon gehen in Schule 85. Sie brauchen zum Lernen: Buchstabentaferl, Namensbücherl, Lesebücher I. u. II Theil; Anleitung zum Schönschreiben, Anleitung zum Rechtschreiben, Anleitung zur deutschen Sprachlehre, Kupfertafeln I. u. II; Evangelium. Die meisten Kinder sind so arm, daß sie weder das Schulgeld bezahlen, noch die notwendigen Bücher anzuschaffen vermögend sind.“

1777 wurde dann die neue Schule erbaut (Trivialschule), worüber schon berichtet wurde.

1778, am 20. März, wird mitgeteilt, daß trotz höchster Verordnungen immer wieder schulfähige Kinder beim Unterricht fehlen. Es wird ersucht, die für diese Kinder verantwortlichen Eltern strengstens zu bestrafen.

1779, 20. 10.: „Löbliche Rentkammer. Zufolge der in Schulsachen jüngsthin ergangenen Verordnung erstatten wir den gehorsamsten Bericht, daß die Schule von Lang- Enzersdorf dermahlen mit Schulbüchern versehen ist und mit den vorhandenen für diesen Winter das Auskommen finden kann. Gehorsamst Leopold Chimani, Schulmeister alda“

1780, 14. 05.: „Zufolge ergangener Verordnung berichte ich gehorsamst, daß dermahlen ein Soldatenkind namens Adam Miller die Schule besucht u. nebst der heiligen Religion das Lesen und Schreiben fleißig erlernet.“

1781 meldet Leopold Chimani unter anderem, daß Sebastian Reuter vom 2. 11. 1778 bis Michaelis (29. 9.) 1781 die Schule besucht hat und in diesen Jahren in der Holfelderischen Stiftung (diese wurde bereits erwähnt) gewesen ist.

1782, 24. 10.: „Der Schulmeister Leopold Chimani meldet gehorsamst, daß der dasige Herr Pfarrer bereits ein Exemplar des Katechetischen Gesangbuches` der Schule zur Verfügung gestellt hat und daß die älteren Schulkinder bereits einige Lieder aus demselben singen können. Leopold Chimani, Schulmeister.“

Ebenfalls von 1782 (6. Oktober) ist eine Mitteilung des Dorfrichters Joseph Anzenberger, daß der Hw. Herr Pfarrer, wie von allerhöchsten Stelle befohlen, den Eltern schwer ins Gewissen geredet hat, ja alle schulfähigen Kinder regelmäßig zur Schule zu schicken. 

1783, 15. 01.: „Leopold Chimani, Schulmeister zu L. Enzersdorf bittet Hw. Herrn Propst des Stiftes Klosterneuburg um 4 Klafter (1 Klafter = 1,86 m) Brennholz“

Dazu ist anzumerken, daß vom 15. 12. 1780 ein Ansuchen des damaligen Forstmeisters von Langenzersdorf Joseph Müller, erhalten ist, mit welchem dieser den Hw. Propst „wie im Vorjahr“ um 18 Klafter Brennholz bittet.

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