43. Die Franzosen kommen

Marie Antoinett (1755-1793) Königin von Frankreich, Tochter von Maria Theresia

Wir haben mit den Lebensbildern des Dorfschulmeisters Leopold Chimani (1741 - 1821) und des Dorfrichters Joseph Saroba (1766 - 1845) unsere Betrachtungen schon weit hinein in das 19. Jahrhundert geführt, müssen nun aber noch einmal zurück in das 18. Jahrhundert, in die Zeit von Kaiserin Maria Theresia (regierte 1740 - 1780) und ihres Sohnes Josef II (der nach ihrem Tode bis 1790 regierte).

1789, im Sommer und im Herbst, brach in Frankreich in mehreren Etappen die Revolution aus. Sie begann am 14. Juli 1789 in Paris mit dem Sturm auf die Bastille (dem Staatsgefängnis) und erreichte einen ersten Höhepunkt am 5. Oktober dieses Jahres. Damals marschierte das Pariser Proletariat, durch hohe Brotpreise und arge Lebensmittelknappheit in Wut geraten, zum königlichen Schloß nach Versailles und bemächtigte sich der Königsfamilie. Diese wurde in Gefangenschaft genommen, die absolute Monarchie gestürzt und schließlich der französische König Ludwig XVI. am 21. Jänner 1793 hingerichtet, seine Gattin Maria Antoninette am 16. Oktober. Wenn man ihr auch übermäßigen Luxus und große Prachtentfaltung vorwarf, so war sie sicher nicht verschwenderischer als ihre Vorgängerinnen am französischen Hof.

Maria Antoninette war eine österreichische Erzherzogin, die jüngste Tochter von Kaiserin Maria Theresia. Diese wollte durch die Heirat ihrer Tochter mit dem französischen König (1770) das seit Jahrhunderten schlechte, ja feindliche Verhältnis Frankreichs zum Hause Österreich endgültig in eine gute , partnerschaftliche Beziehung umwandeln. Die Revolution machte leider dieses großartige Jahrhundertkonzept zunichte.

Am 20. April 1792 erklärte die französische revolutionäre Nationalversammlung den Krieg an Österreich, wo soeben Franz II die Regierung angetreten hatte. Gleichzeitig wurde auch an Preußen der Krieg erklärt.

Im sogenannten ersten Koalitionskrieg (Zusammenschluß mehrerer europäischer Staaten gegen Frankreich), der von 1792 - 1797 dauerte, verlagerte sich nach wechselvollen Kämpfen an zahlreichen Kriegsschauplätzen das Geschehen nach Italien. Hier stand den Österreichern zum ersten Male General Napoleon Bonaparte gegenüber. Seine schnellen Truppen überrannten im März 1797 die Österreicher und kamen erst in Leoben, in bedenklicher Nähe zur Haupt- und Residenzstadt Wien, zum Stillstand.

Der zweite Koalitionkrieg begann 1799 und brachte nach manchen österreichischen Erfolgen einen entscheidenden Sieg der Franzosen am 3. Dezember 1800 an der süddeutschen Front bei Hohenlinden (45 km östlich von München) über die österreichischen Armee. Deren Niederlage war so schwer, daß unser Heer in völliger Auflösung über die Enns zurückgeworfen wurde. Auf dem weiteren Rückzug nach Wien kamen die österreichischen Soldaten am 31. Dezember 1800 und am folgenden Neujahrstag 1801 nach Langenzersdorf. Alle Häuser, Dachböden, Scheunen und alle Gärten waren von unserem Militär mit Beschlag belegt. In seinen „Erinnerungen“ berichtet Ortsrichter Joseph Saroba, daß „gesotten und gebraten wurde, was ihnen unterkam“. Fast 30.000 Mann und 15.000 Pferde durchzogen damals den Ort und lagerten auch darin. Damit wurde die für unsere Heimat das ganze 18. Jahrhundert anhaltende Friedenzeit empfindlich gestört, aber es sollte noch ärger kommen!

Der dritte Koalitionskrieg (diesmal trat Österreich einer englischen - russischen Koalition gegen Napoleon bei) begann Ende September 1805 an der süddeutschen Front und verlief wiederum für Österreich so ungünstig, daß die französischen Truppen diesmal am 13. November 1805 Wien besetzen konnten; Napoleon zog im Schloß Schönbrunn ein. Weiter ging es dann über die Donau nach Mähren, wo die wichtigsten Schlachten diese dritten Koalitionskrieges bei Austerlitz geschlagen wurde.

Langenzersdorf, so nahe bei Wien gelegen, hatte unter den französischen Soldaten anläßlich der Wien - Besetzung sehr zu leiden. Darüber berichtet der spätere Dipl. Ing. Ernst Strauch aus Langenzersdorf in seiner 1927 verfaßten Maturahausarbeit:

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