44. Die Franzosen kommen, Fortsetzung

Erinnerungs-Denkmal an die Schlacht bei Austerlitz, 1909-1912 errichtet, auch Friedensdenkmal genannt.

„Am 13. November kam Napoleon in Wien an und sicherte sich am selben Tag den Übergang auf das linke Donauufer durch die Besetzung der Donaubrücke. Um 2 Uhr nachmittag kamen die ersten Franzosen über die Donau und zogen in Langenzersdorf ein. Sie lagerten hier nur, durch volle neun Wochen. Endlose Heersäulen zogen durch den Ort auf der Straße nach Mähren. Die Durchmärsche der Franzosen beunruhigten die Ortsbewohner so sehr, daß mehrere Kinder und Erwachsene infolge des Schreckens und der großen Kälte starben. Nebst anderem wurde zur Sicherung der Person und des Eigentums verordnet, daß in der Christnacht die Kirchen zu schließen und erst um 5 Uhr früh Gottesdienst zu halten sei. Der Ort hatte unter den Lasten der Einquartierung sehr zu leiden. Die Franzosen forderten Brot, Wein, Fleisch und Hafer und trieben den Bauern das Vieh aus den Ställen, erpreßten Geld und tranken den Wein in den Kellern aus. Die Planke, die zum Schutze der Weingärten angelegt worden war, wurde verbrannt und mußte später mit großen Kosten wieder hergestellt werden. Da viele Leute aus Angst ihr Geld vergraben hatten, machte sich auch bald der Geldmangel fühlbar und es mußten Notgeldscheine auf 12 und 14 Kreuzer ausgegeben werden.

Leopold Chimani junior, ein Ortskind, damals schon Leiter der Korneuburger Hauptschule, nahm sich seiner Mitbürger an. Da er der französischen Sprache kundig war, gelang es ihm auch manches Unheil abzuwenden.

Am 27. November fuhr auch Napoleon, der in Strebersdorf übernachtet hatte, durch den Ort. Es kam zur Schlacht bei Austerlitz (2. XII.) Am 28. Dezember wurde von den Kreisämtern öffentlich der Frieden verkündet und im Jänner 1806 verließen die Franzosen Wien und seine Umgebung“.

Die bereits erwähnte Schlacht von Austerlitz / Slavkov vom 2. Dezember 1805 (dieser Ort liegt etwa 20 km östlich von Brünn), die mit einem großartigen Sieg Napoleons endete, wird auch als „Dreikaiser - Schlacht“ bezeichnet wegen der Teilnahme von Zar Alexander I. von Rußland, Kaiser Franz II. von Österreich und Kaiser Napoleon I. Bonaparte. Dieser erzwang in dem nachfolgenden Frieden von Preßburg große österreichische Gebietsverluste: Bayern, das mit Napoleon verbündet war, erhielt Vorarlberg und Tirol mit Brixen und Trient, in Süddeutschland gingen große althabsburgische Besitzungen verloren, Venetien, Istrien und Dalmatien mußten an das neugebildete Königreich Italien abgetreten werden.

Napoleon hatte seine Laufbahn im Jahre 1779 als zehnjähriger Zögling an der Kriegsschule begonnen, durch die französische Revolution brachte er es schon 1794 zum Brigadegeneral der Artillerie und 1796 zum Oberbefehlshaber der französischen Armee in Italien. 1799 stieg er zum „Ersten Konsul“ auf und 1802 durch eine Volksabstimmung zum Konsul auf Lebenszeit. Am 20. Mai 1804 wurde Napoleon zum erblichen Kaiser der Franzosen proklamiert und damit eine neue Monarchie errichtet, kaum 11 Jahre nachdem diese Regierungsform in Frankreich durch Hinrichtung von Ludwig XVI. und seiner Gattin endgültig beseitigt schien.

Sofort wurde eine neue Aristokratie installiert (bestehend aus Verwandten, Freunden und Günstlingen), eine neue Hof - Etikette ersonnen und prunkvolle Fassaden eines neuen Erbkaisertums errichtet. Tatsächlich aber schuf der zum Imperator gesalbte Soldat Napoleon die erste totalitäre Staatsmaschinerie in Europa mit einer zentral und diktatorisch gelenkten Wirtschaft, einer von weltlichen Behörden gelenkten Kirche, einem streng kontrollierten Justiz- und Unterrichtswesen, einer gleichgeschaltenen Jubelpresse, „linientreuen“ Künstlern aller Sparten, mit großartigen Bauprojekten und nicht zuletzt mit einer übermächtigen Geheimpolizei. Alle Kräfte und Reserven des Landes wurden registriert und konzentriert auf das eine Ziel, welches das wichtigste in der gesamten Politik Napoleons war: auf den Krieg!

Als unmittelbare Folge der österreichischen Niederlage bei Austerlitz kam es auch in Deutschland zu grundlegenden Veränderungen: Am 1. August 1806 kehrten sechzehn deutsche Fürsten dem habsburgisch gelenkten „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ den Rücken und gründeten unter der Patronanz Napoleons den Rheinbund, der rasch zu einem beachtlichen Staatengebilde anwuchs. In dieser Situation legte - von heftigen Drohungen Napoleons beeinflußt - Franz II. von Österreich am 6. August 1806 die römisch - deutsche Kaiserkrone zurück und gab gleichzeitig die Auflösung des von Kaiser Otto I. im Jahre 962 begründeten Heiligen Römischen Reiches bekannt. Allerdings erhob sich unser Habsburger am 11. August 1806 nunmehr als Franz I. zum Kaiser von Österreich und wurde damit der erste wirkliche Kaiser der Donaumonarchie.

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