48. Lang-Enzersdorf im ersten Viertel des 19. Jahrhunders

Kirche von Lang-Enzersdorf um 1800, Ausschnitt einer Rötelzeichnung von Benedikt Piringer

Über einige markante Ereignisse dieses Zeitraumes wurde bereits berichtet, z.B. über das Wirken des Dorfschulmeisters Leopold Chimani oder über den verdienstvollen Ortsrichter Joseph Saroba, zuletzt über die schwere Kriegszeit und die Besetzung durch Franzosen.

Der Alltag in unserm Ort, der im Jahre 1803 nunmehr 108 Häuser zählte (1778 waren es 78 gewesen), war der eines Bauern- und Weinhauerdorfes zwischen Bisamberg und Donaustrom. Die Anzahl der Gewerbetreibenden hatte sich gegenüber den Angaben aus dem Jahre 1761 etwas verändert und wir entnehmen einer 1803 erfolgten Zusammenstellung, daß folgende steuerpflichtigen Berufe vertreten waren:

Auaufseher - (Sebastian Graninger)
 Bäckermeister - (Georg Wirth)
 Bindermeister - (Franz Amon, Michael Stamm)
 Fleischhauer - (Theresia Figlin)
 k.k. Forstmeister - Joseph Georg Orth)
 Gastwirt - (Johann Bauer, Ignaz Fell, Dominicus May, Joseph Rumpl, Georg Werndl)
 Gemeindewirt - (Joseph Schneider)
 Landkrämer - (Adam Schmidl)
 Müllermeister - (Joseph Anzenberger, Michael Schmidl, Franz Spindler)
 k.k. Postmeister - (Franz Angermayer)
 Schmiedemeister - (Joseph Gollinger, Heinrich Harrer)
 Schuhmachermeister - (Joseph Oswald)
 Schullehrer - (Leopold Chimani)
 Tischlermeister - (Joseph Rumpler)
 Wagnermeister - (Joseph Saroba)
 Wundarzt - (Anton Wenko)

Wenden wir uns Anton Wenko zu; Von dem gebürtigen Donawitzer ist der Pergamenturkunde der Universität Wien aus dem Jahre 1791 erhalten, welche bestätigt, daß der auf Grund der abgelegten „scharfen Examine“ berechtigt war, die „Wundarztneykunst“ auszuüben. Ein ähnliches Dokument existiert für seinen bereits in Langenzersdorf geborenen Sohn Josef Wenko, der sich im Jahre 1823 den strengen Prüfungen aus der Wundarztneykunst und der Geburtshilfe unterzogen hatte, um das Recht auf Ausübung derselben zu erlangen. Die Erinnerung an ihn wird auf dem Langenzersdorf Friedhof durch eine Erwähnung auf dem Grabstein der Familie Metschl sowie in der Siedlung durch die „Wenkogasse“ (die von der Chimanistraße über die Sarobagasse zur Praunstraße führt) festgehalten. Da bei Josef Wenko auch die Geburtshilfe erwähnt wird, paßt dazu ein Hinweis aus dieser Zeit: 1824, 4.3..“ Beschwerde der Theresia Lehmann, geprüfte Ortshebamme zu Lang Enzersdorf, wegen nachtheiliger Ausübung der Geburtshilfe und muthwilligen Neckereyen durch Magdalena Stummer, geprüfte Hebamme zu Lang Enzersdorf“

Eine weiter Mitteilung etwas später besagt: 1824, 3.10..: „Die Stiftsherrschaft Klosterneuburg zeigt an, daß die Magdalena Stummer zur Ausübung ihres erlernten Hebammendienste für Lang - Enzersdorf berechtigt worden ist“. 

Um 1800 dürfte jene Rötelzeichnung entstanden sein, welche die Kirche von Lang - Enzersdorf in ihrer damaligen Gestalt zeigt. Der Künstler Benedikt Piringer (1780 - 1826) hat hier ein Gemälde seines Lehrers Friedrich August Brand (1735 - 1806) kopiert. Für uns ist von Interesse, daß Friedrich August Brand, besonders aber sein älterer Bruder Johann Christian Brand (1722 - 1795) als „Entdecker der Landschaft um Wien“ gelten. Johann Christian Brand war auch einer der ersten Künstler, die den Bisamberg und seine Umgebung in Naturstudien festhielten. Die oben erwähnte Rötelzeichnung kann als Nachdruck auf Blüttenpapier (Format ca. 43 x 41) in der Papierhandlung Brokx erworben werden.

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