49. Lang-Enzersdorf im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts, Fortsetzung

Das Eichendorff-Denkmal auf der Eichendorff-Höhe des Bisamberges

Am 16. September des großen Weinjahres 1811 wanderte der in Wien zu Besuch weilende Dichter Joseph Freiherr v. Eichendorff mit seinem Bruder über den Bisamberg nach Seebarn, um einer Einladung des Grafen Wilczek in das dortige Schloß Folge zu leisten. In begeisterten Tagebucheintragungen klingt des Dichters Erlebnis dieser Bisambergwanderung nach:

Nächst Strebersdorf verließen die von ihrem treuen Diener begleiteten Brüder die staubige Prager Straße und wanderten „nach einem mitgegebenen Wegweiser bei dem schönsten Herbstwetter auf Fußsteigen über Berg und Tal mit den schönsten abwechselndsten Aussichten. Auf dem Berge, wo man Wien aus den Augen verliert und sich die einsame Aussicht ins jenseitige Tal eröffnet, labten wir uns an einem Hute voll Weintrauben, die wir von einigen Weibern in den Weingärten wohlfeil gekauft. Vor 12 Uhr kamen wir auf die letzte Höhe über Stätten, wo die prächtige Aussicht auf das Donaugebirge und unten auf Seebarn ist ...“

Am 19. September ging es wieder `über die Berge` zurück nach Wien:

„Auf der Höhe, wo sich plötzlich die herrliche Aussicht auf das Donaugebirge und das dunkle Wien mit seinem Stephansturme wieder öffnet, lagen wir eine Zeit lang an dem Eichenwald und verzehrten einen Hut voll eingekaufter Weintrauben.“

Im Herbst des gleichen Jahres nahm Graf Wilczek und Joseph v. Eichendorff an Kreisjagden bei Leobendorf und im Rohrwald teil. Von seiner Rückreise sagt er: “Am 1. November hörten wir früh eine allgemeine Messe in der Schloßkapelle (in Seebarn) und fuhren darauf mit Wilczeks Pferd und Wagen, von einem bald vorübergehenden Regen erwischt, bis Langenzersdorf, wo der Wagen zurückfuhr; da aber auf der Post keine Pferde waren, so wanderten wir mit unsern Flinten und Mantelsack von einem Haus zum anderen und warteten endlich im Wirtshause, Schnaps usw. verzehrend, gegen 2 Stunden lang, während soeben ein Regiment Cuirassiers einmarschierte, der Oberst viel herumgehend. Viel Gewühl und Lärm. Nach 12 Uhr endlich fuhren wir in einer passablen Karrete mit guten Bauernpferden nach Wien ...“

Joseph v. Eichendorff, bedeutender Dichter der deutschen Romantik, wurde im Jahre 1788 auf Schloß Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien geboren. Damals gehörte Schlesien bereits zu Preußen (König Friedrich II. von Preußen hatte Schlesien ab 1740 in den schlesischen, Kriegen“ Kaiserin Maria Theresia abgenommen), doch war die Erinnerung an die Habsburgerherrschaft noch sehr lebendig. Auch Joseph v. Eichendorff fühlte sich sehr von Österreich angezogen und erhoffte sogar , hier eine Anstellung zu erreichen, sodaß er von Oktober 1810 - April 1812 in Wien Studienaufenthalt nahm. Seine hier gewonnenen reichen Eindrücke hat er in viele wunderbare Stimmungsbilder einfließen lassen. Es wird sogar angenommen, daß er für seine berühmte Novelle „aus dem Leben eines Taugenichts“ auch Eindrücke aus der Zeit auf Schloß Seebarn verarbeitet hat. Der Dichter ist im Jahre 1857 in Neiße in seiner Oberschlesischen Heimat gestorben.

Anläßlich der 100. Wiederkehr seines Todestages wurde 1957 vom Museumsverein Langenzersdorf ein Denkmal auf dem Bisamberg errichtet. Am 28. Mai 1988 veranstalteten die Schüler und Vereine von Langenzersdorf unter der Leitung von Hauptschuldirektor und Bürgermeister Franz Petz beim Eichendorff - Denkmal ein Frühlingsfest; dieses war der Erinnerung an den 200. Geburtstag des Dichters gewidmet,-

Zur Zeit des Wiener Kongresses meldete ein Bericht der Geheimpolizei vom 1815 an Kaiser Franz I.: „Die Kongreß - Gesandtschaften, die alle gern Landpartien machen, fahren fleißig zu Graf Beroldingen nach Strebersdorf, ...“ der damals Besitzer des Schlosses und der dazugehörigen schönen Parkanlage mit Teich, Springbrunnen und Wasserleitung war, aber auch ein exzellentes Tröpferl von den Hängen des Bisamberges kredenzte.

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