50. Lang-Enzersdorf im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts, Schluß

Ortsplan (Ausschnitt) - schwarz eingezeichnet sin die abgebrannten Gebäude

Kaum hatten sich die Bewohner von Lang - Enzersdorf von dem Schicksalsschlag des Franzosenjahres 1809 erholt, traf sie am 6. Februar 1817 ein neues Unglück: Die dem Wagnermeister Josef Saroba gehörige Holzscheune wurde abends „boshafter Weise“ angezündet, der Täter konnte jedoch trotz strenger polizeilicher Untersuchung nicht ausgeforscht werden. Bei heftigem, Sturm breitete sich das Feuer rasch aus und zerstörte 29 benachbarte Häuser, mehrere Ställe, das Pfarrhaus, die Schule und die Kirche samt dem Turm. Die Glocken zerschmolzen, die Turmuhr wurde zerstört und nur das Innere der Kirche konnte durch die lebensgefährlichen Anstrengungen der Bewohner gerettet werden. Das Ausmaß dieses Großbrandes, die Anzahl der Lage der zerstörten Gebäude, ist einem Plan zu entnehmen, der in dem 1994 erschienene Buche „Freiwillige Feuerwehr Langenzersdorf“ von Josef Lehner abgedruckt ist.

Dieses Unglück hatte den damaligen Pfarrer Gabriel Dietrich (er war von 1810 bis 1817 bei uns tätig) derart erschüttert, daß der auf die Pfarre verzichtete und in das Stift zurückkehrte. Auch auf die Bevölkerung hatte dieser Brand einen nachhaltigen Eindruck gemacht und Josef Dorner, Hausbesitzer Nr. 93, hat die Katastrophe „für einen jeden Nachkömmling zu einem Denkzeichen“ beschrieben. Bis gegen Ende des Monats Mai war die Kirche wieder soweit hergestellt, daß der neuernannte Pfarrer Leander Stifter, der 10 Jahre bei uns wirkte, seinen Pfarrobliegenheiten wieder nachgehen konnte. Der bereits erwähnte Weinhauer Josef Kellinger beschrieb diese große Brandkatastrophe ebenfalls in seinen Aufzeichnungen und führt u.a. aus: „..... Mir ist auch das Haus, Scheuer, Schupfen, Kühstall, Schafstall, Milchkammer, alles Geschirr, Arbeitszeug, Mehl und alle Nahrung für Mensch und Vieh alles verbrannt. Am 21. Juni sind die Glocken wieder aus Wien gekommen, am 22. Juni wurden sie vom Propst Gaudenz <Dunkler, Abt des Stifts Klosterneuburg> eingeweiht ...“ Provisorische Abdeckung des Kirchturmes nach dem Brand von 1817Der Kirchturm wurde zunächst mit einem pyramidenförmigen Zeltdach provisorisch abgedeckt und des dauerte 85 Jahre, bis er im Jahre 1902 seinen heutigen 16 m hohen Turmhelm bekam. Dieser Großbrand gibt Gelegenheit zu dem Hinweis, daß es immer wieder und im ganzen Land zu Brandlegungen kam, teils mutwilliger (durch Rauchen in Ställen und Scheunen ), teils bösartiger Natur. Großes Unglück traf also Jahr für Jahr viele Menschen und vernichtete oft in wenigen Stunden das Werk mehrerer Generationen. Begünstigt wurden diese Brände durch die Tatsache, daß Holz beim Errichten der Wohngebäude, der Stallungen und Scheunen ein bevorzugter Werkstoff war und die Dächer durch Jahrhunderte eine Strohdeckung hatten. Erst im 19. Jahrhundert wurden allmählich Ziegeldächer verwendet und für Niederösterreich ist erhoben worden, daß in den Jahren zwischen 1820 und 1870 etwa 32.000 Strohdächer durch Ziegeldächer ersetzt wurden. Aber auch durch Feuerschadenversicherungen suchte man das schwere Los der Betroffenen zu erleichtern. So wurde z.B. Im Jahre 1819 in Niederösterreich die erste Brandschadenversicherungsanstalt auf privater Basis gegründet, doch gab es auch schon Vorläufer (z.B. 1796 den ersten Brandschadenversicherungsverein in Niederösterreich).

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