51. Von alten Häusern

Das Haus Wienerstraße 34, um 1937, Photo: F.Friedberger

Wie bereits in dieser Serie berichtet, entstanden bald nach der Einführung der Hausnummern Neubauten am Ortsrand, die als „Kleinhäuser“ bezeichnet wurden. Diese Dorferweiterung erfolgte zunächst an der Donauseite der Pragerstraße und zwar ab der Kreuzung mit der Kirchengasse in Richtung Strebersdorf. Diese Häuser bekamen die Nr. 97, 98 und 101 bis 106. Eines dieser Kleinhäuser hat sich bis in unsere Tagen erhalten, nämlich Nr. 101 (heute Wiener Straße 34) . Eine Photographie aus dem Jahre 1937 zeigt dieses ebenerdige Haus mit seiner typischen 4 - Fenster - Längsfront, welche traufseitig zur Straße steht. Bei diesem Typus ist die Schmalseite mit dem Giebel und dem Hauseingang von der Straße abgewendet. Das Straßen- und das Gehsteigniveau sind jedoch im Verlauf von mehr als 1 ½ Jahrhunderten merklich angehoben worden, wie die tiefsitzenden Fenster erkennen lassen.

Nun aber zum Haus Nr. 100 (heute Winzergasse 25): Es war ursprünglich außerhalb des Dorfes als Schüttkasten erbaut worden, diente also zur Aufnahme des Zehents, aber auch für die Eigenernte des Grundherren von seinen Feldern. Daß mit dem Zehent manchmal Probleme verbunden waren, zeigt folgende Notiz:

1784, Juli: „Es ist bekannt, daß Unterthanen in Lang - Enzersdorf die Fechsung (Ernte) nicht „aufmandeln“ (je fünfzehn Garben zu einem Mandl zusammenstellen) und diese ohne die Möglichkeit der Zehentaussteckung nach Hause führen. Jeder weiß, daß so ein Vorgehen verboten ist. Die Zehentauffstecker sind daher verpflichtet, die bereits eingebrachte Ernst auf ihre Menge an Mandeln zu schätzen“.

Im Jahre 1808 wurde der Schüttkasten vom Bindermeister Johann Strohschneider zu einem Wohnhaus umgestaltet. Wir dürfen annehmen, daß er hier auch seine Faßbinderwerkstätte einrichtete. Etwa 100 Jahre später war in diesem Haus der Bindermeister Anton Mitterreiter tätig, der hier auch eine Weinschank betrieb. Nach ihm wurde in unserer Zeit der „Mitterreiterweg“ benannt, das Lokal trägt nun den Namen „Langenzersdorfer Weinschenke“. Auf die Rest von Trichterfenstern sowie die starken Niveauunterschiede soll hingewiesen werden.

Vom Haus Nr. 108 (Wiener Straße 46), welches im Jahr 1802 als k.k. Jägerhaus erbaut wurde, haben wir schon gelesen. Nunmehr soll von einem Bewohner dieses Hauses berichtet werden, welcher als Begründer der Langenzersdorfer „Strauch - Dynastie“ gilt:

Franz Strauch, geboren im Jahre 1790 in Lauterbach, Grafschaft Glatz, Preußisch - (ehemals Österreichisch - ) Schlesien, wohnhaft in Langenzersdorf Nr. 108 und Kutscher bei k.k. Forstmeister Josef Müller, heiratet am 20. Februar 1818 Juliana Ries, der das Haus Nr. 19 (Korneuburger Straße 14) gehörte. Der Ehe entstammten sieben Kinder die jedoch alle im Säuglingsalter starben. Franz Strauch, der 1820 als „Hauer“ bezeichnet wurde, war in zweite Ehe mit Katharina Gratzl verheiratet; aus dieser Verbindung stammten die Söhne Josef (geb. 8. Oktober 1829), Karl (geb. 26. Oktober 1830) und Anton (geb. 5. Jänner 1833). Diese gründeten ihrerseits Familien und damit begann die vielfältige Verzweigung des Stammbaumes der Familie Strauch; so hatte z.B. Joseph Strauch aus seiner Ehe mit Maria Wohlfahrt (geschlossen am 11. Mai 1852) elf Kinder (sechs Knaben und 5 Mädchen) und um 1900 ist „Strauch“ der häufigste Familienname in Langenzersdorf.

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