6. Erste urkundliche Nennung unserer Pfarrkirche

Siegel des Pfarrers Ulrich von Enzersdorf aus dem Jahre 1323. Es zeigt die Hl. Katharina mit Rad und Märtyrerpalme

Im Jahre 739 erhielt Bayern im Auftrag von Papst Gregor III. durch den Hl. Bonifazius eine wirkungsvolle kirchliche Organisation: Er weihte Bischöfe und errichtete die vier Bistümer Regensburg, Passau, Salzburg und Freising. Dabei konnte er auf die Christianisierung unter seinen Vorgängern Emmeram, Rupert und Korbinian, den drei „Aposteln der Bayern“, aufbauen. Als daher mit den Babenbergern bayerische Siedler in großer Zahl in unser Land gerufen wurden, kamen sie aus einer starken, in Jahrhunderten gewachsenen katholischen Glaubensgemeinschaft und einer machtvollen kirchlichen Organisation. Diese Neusiedler errichteten in ihrem Ort bald eine einfache Holzkirche - meist geschah dies durch den Besitzer des größten Hofes - und gaben dadurch dem Dorf für viele Jahrhunderte in einen Mittelpunkt. Die nächsten Schritte waren dann die Umwandlung des Holzkirchleins in einen Steinbau und dessen sukzessive Erweiterung. Und gerade diese Vorgänge können wir an unserer Pfarrkirche gut verfolgen (wie im nächsten Teil näher ausgeführt wird). 

Am 2. Feber 1323 wurde eine Urkunde ausgestellt, mit der Coloman von Enzersdorf und seine Frau Jutta eine Messeleser-(Kaplan)stelle an der von ihnen errichten St. Leonhardskapelle stifteten; diese war angebaut an das bereits bestehende Gotteshaus zur Hl. Katharina in Enzersdorf und es gab auch schon einen Weltprister Namens Ulrich, der den Titel eine Pfarrers führte. Er war jedoch damals noch ein vom Pfarrer von Korneuburg abhängiger und mit der Ausübung gewisser pfarrlicher Funktionen beauftragter Seelsorger.

Erst mit der am 1. Mai 1326 erfolgten Erhebung zur Pfarrkirche bekam Pfarrer Ulrich das volle Recht des Begräbnisses und der Sakramentenspendung. Es sei nur am Rande erwähnt, daß alle diese Vorgänge mit umfangreichen finanziellen Transaktionen im Sinne der damaligen Lehensrechte bzw. Abhängigkeiten verbunden waren.

Nun noch ein Hinweis zur heiligen Katharina von Alexandria, der unsere Kirche geweiht ist: Der Legende nach diskutierte sie als sechzehnjährige Jungfrau mit den Professoren der Hochschule von Alexandria und sprach so überzeugend, daß sich viele zum Christentum bekehrten. Als sie deshalb das Martyrium des Räderns erleiden sollte, zerschlug ein Blitz das Rad, so daß sie durch Enthauptung getötet wurde. Diese Szene ist auf dem Hochaltarbild unserer Kirche dargestellt, welches auf den Barockmaler Johann Georg Schmidt (1649 - 1765) zurückgeht. Die heilige Katharina gehört auch zu den 14 Nothelfern; oft werden die Bewohner unseres relativ ungeschützten Heimatortes, der noch dazu an einer wichtigen Durchzugsstraße sowie im Einflußbereich der Donauhochwässer lag, in unruhigen Zeiten bei ihr Schutz und Zuflucht gesucht haben. Durch die Kirchenpatronin ergibt sich aber auch ein weiterer Zusammenhang mit der Stiftskirche von Klosterneuburg, wo ebenfalls ein Katharinenaltar bestand. Auch unser Gemeindesiegel zeigte lange Zeit (bis in unser Jahrhundert) ein Bildnis der Hl. Katharina.

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