7. Umbau und Erweiterung unserer Kirche

Grundriss der Kirche von Langenzersdorf * I: romanische Saalkirche um 1180 * II: Kapellenzubau 1280 * III: Leonhardskapelle um 1315

Wie wir schon bei der ersten urkundlichen Erwähnung unseres Heimatortes gesehen haben, ist er wesentlich älter, als es die ersten Aufzeichnungen angeben. Und mit der Kirche verhält es sich ebenso. Erst in den Letzten 30 Jahren ist es gelungen, die bauliche Entwicklung unserer Pfarrkirche genauer herauszuarbeiten und wir gewinnen folgendes Bild:

Ein erstes romanisches Gotteshaus dürfte um 1180 - 1200 erbaut worden sein. Es war ein schlichtes, einschiffiges Kirchlein in Form einer romanischen Saalkirche, welche im wesentlichen den drei Jochen des heutigen Mittelschiffes entsprach. Um sich eine Vorstellung von den damaligen Größenverhältnissen zu machen betrachte man die heutige Kirche von Königsbrunn (Gemeinde Enzersfeld), welche noch weitgehend das Bild einer etwa gleich großen romanischen Saalkirche vom 12./ Anfang 13. Jahrhundert vermittelt. Der Standort dieser ersten Kirche von Enzersdorf in erhöhter Lage etwas außerhalb des Altsiedlungskernes entspricht durchaus den frühen Siedlungsgewohnheiten. 

Die erste Erweiterung erfolgte in der Zeit von 1280 - 1300 an der Südseite dieser Kirche durch den Anbau einer Kapelle. In dieser waren damals die beiden Grabsteine angebracht, die nunmehr im Kircheninnern im linken (nördlichen) Abschnitt des Hochaltarraumes angeordnet sind. Wahrscheinlich verweisen die Grabsteine auf wohlhabende oder angesehene Familien des Ortes.

Die nächste Bauphase im 1. Viertel des 14. Jahrhunderts können wir nicht nur aus der Bauanalyse erschließen, sie geht auch aus der schon erwähnten Urkunde aus dem Jahre 1323 hervor. Es handelt sich um die Leonhardskapelle, welche nunmehr an die Nordseite des Gotteshauses angebaut wurde.

Anläßlich der bereits erwähnten Pfarrerhebung 1326 erfolgten nun noch weitere Baumaßnahmen, welche unserer Kirche weitgehend ich heutiges Aussehen verliehen: Der gotische Hochchor, die alte (gotische) Sakristei, das westlich vorspringende vierte Joch des Mittelschiffes und wahrscheinlich auch der Turm wurden damals errichtet und die Verbindung der beiden Seitenkapellen mit dem Mittelschiff durch je drei große arkadenartige Mauerdurchbrüche hergestellt. So haben wir uns die Entwicklung unserer Pfarrkirche vorzustellen und es wäre wünschenswert, wenn durch Untersuchungen im Kircheninneren (wie dies bei vielen Kirchen anläßlich von Trockenlegungen, Sanierungen Heizungseinbauten usw. laufend erfolgt) weitere Details dieser verschiedenen Umbauten erschlossen werden könnten.

Abschließend eine Bemerkung zur kirchlichen Organisation: Nach der Jahrtausendwende gelang es Passau, den Einfluß von Salzburg, Freising und anderen Bistümern in unserem Gebiet zurückzudrängen. Ab dem hohen Mittelalter erstreckte sich dann die Diözese Passau über einen Teil des Herzogtums Bayern sowie über das ganze heutige Ober- und Niederösterreich. Es wird vermutet, daß schon Markgraf Leopold III. mit der Errichtung der weitläufigen und prächtigen Stiftskirche von Klosterneuburg ein eigenes Landesbistum begründen wollte, um sich aus der Abhängigkeit von Passau zu lösen. 1480 gelang denn die Errichtung des - flächenmäßig kleinen - Bistums Wien (Stephansdom) und erst die Erhebung Wiens zum Erzbistum im Jahre 1723 und die Ausdehnung von dessen Sprengel brachten für Passau stärkere Einbußen. Mit den Reformen Kaiser Josef II. 1782 - 85 endete schließlich die geistliche Jurisdiktion der Passauer Bischöfe auf österreichischem Boden, welche durch einen Offizial, der bei der Wiener Kirche Maria am Gestade residierte, vertreten wurden.

In all diesen Jahrhunderten hatten die Passauer Bischöfe ein gigantisches Aufbauwerk geleitet, gleichzietig flossen aber auch aus unseren Gebieten beträchtliche finanzielle Mittel dorthin.

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