Die Türken hatten Mitte Juli 1683 Wien (d.h. die Innere Stadt) eingeschlossen. Sie begannen sofort und zielstrebig mit der Belagerung, in dem sie umfangreiche Lauf - und Schützengräben aushoben, Minenstollen zur Sprengung der Befestigungswerke anlegten, Geschützstellungen errichteten, Sturmangriffe auf die Verteidigungsanlage ausführten usw. Festungskommandant in Wien war der überaus tüchtige und kriegserfahrene Ernst Rüdiger Graf Starhemberg. Er hatte ca. 16.000 Mann für die Verteidigung zur Verfügung, davon 11.000 Soldaten, der Rest waren Bürgerwehr, Freiwillige, Studenten, Hofbedienstete und andere. Ausgezeichnete Dienste leistet auch die Wiener Artillerie, die der türkischen bedeutend überlegen war.
Kaiser Leopold I. hatte ursprünglich die Absicht, die anmarschierenden Türken noch in Ungarn durch seine Feldarmee angreifen zu lassen. Diese stand unter dem Oberbefehl von Herzog Karl V. von Lothringen, der ein kriegserprobter und umsichtiger Feldherr war. Da jedoch diese kaiserliche Truppen mit nur etwa 35.000 Mann gegen die türkische Übermacht keine Chance hatten, wurde Herzog Karl V. vor allen Dingen mit Schutz - und Sicherungsaufgaben betraut. Dazu gehörte auch die Überwachung der Munitions - Proviant - und Truppentransporte in die Festung Wien, welche Aufgabe er von den Tabor- und Praterinseln bzw. der Leopoldstadt aus durchführte. Anschließend zog er sich auf unser Donauufer zurück, zerstörte die Donaubrücke und stellte seine Truppen zwischen Bisamberg und der Wolfsschanze bei Jedlesee auf. Bald darauf mußte er zur Abwehr der mit den Türken verbundenen Kuruzzen nach Preßburg eilen und bezog dann ein Lager bei Stillfried an der March.
Die strategisch und psychologisch wichtige Verbindung zwischen der eingeschlossenen Stadt und dem Hauptquartier des Herzogs von Lothringen wurde durch waghalsige Kundschafter aufrecht erhalten. Der berühmte Kolschitzky war nur einer von zahlreichen geheimen Boten, die wichtige Briefe in beide Richtungen transportierten.
Mehrmals während der 61 - tägigen Belagerung brachten Feuerzeichen vom Bisamberg den Wienern die gute Nachricht, daß ihre Bote die türkischen Linien glücklich überwunden hatte.
Im August 1683 wurde die Lage der Eingeschlossenen in Wien immer bedrohlicher. Diese schlechten Nachrichten bewogen den Herzog von Lohtringen mit seinen Truppen auf unserm Ufer stromaufwärts zu ziehen, um für das herannahende Ertsatzheer einen geeigneten Donauübergang zu erkunden. Den Abzug der Kaiserlichen nutzten die Türken am 24. August zeitlich in der Früh aus, um die Donau zu überqueren. Sie richteten auf unserm Donauufer, das bisher feindfrei geblieben war, größten Schaden und Zerstörungen an. Langenzersdorf, Jedlesee, Stammersdorf, Eypeltau (=Leopoldau), Kagran und andere Dörfer standen in Flammen. Unsere Kirche wurde durch Feuer stark beschädigt, ebenso 33 Häuser zerstört und zahlreiche andere schwerstens beschädigt. Die später festgestellten Brand - und Plünderungsschäden in Langenzersdorf beliefen sich auf 30.000 Gulden.
Da sich durch den Donauübergang der Türken im Rücken der kaiserliche Truppen für diese eine große Gefahr anbahnte, ließ der Herzog von Lothringen sofort kehrtmachen und marschierte den Türken entgegen. Noch am selben Tag kam es in der Ebene bei der Ortschaft Bisamberg zum Kampf, bei dem die Türken vernichtend geschlagen wurden und etwa 10.000 Mann verloren. Mit dieser Niederlage am linken Donauufer, so heißt es im türkischen Kriegstagebuch, wandte sich das Kriegsglück vom Heere des Sultans. Dieser bedeutende Sieg bei Bisamberg wurde aber von dem darauffolgenden Kampf um Wien derart überschattet, daß nur noch der 12. September 1683 mit seinem glorreichen Triumph über die türkischen Belagerer in die Geschichte eingegangen ist. Auch das steinerne Denkmal zur Erinnerung an diesen Sieg der Christen vom 24. August 1683, der 1691 fertiggestellte kunstvolle Kreuzweg vom Bisamberg, ist leider zu wenig bekannt.
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