Im Jahre 1749 wurde Lorenz Gleissner, Bader zu Langenzersdorf, genannt. Schon ein Jahr später stoßen wir in einem amtlichen Schriftstück wieder auf ihn, der aber nun den Titel „geprüfter Chirurg“ führt, auch lautet sein Vorname nun „Laurenz“. Entsprechend gewichtig ist auch seine Diagnose, als er zum Weingartenübergeher (= Weingartenhüter) Paul Kniebeiß gerufen wird: „. . . Schulterblatt verrenkt und einen Zahn eingeschlagen . . . es wird lange dauern, bis er wieder zurecht gebracht sein wird.“ Aus der unterschiedlichen Titulierung können wir entnehmen, daß er in der Zwischenzeit eine weiterführende Ausbildung absolviert hat. Man denkt dabei unwillkürlich an die refomfreudige Kaiserin Maria Theresia, deren holländischer Leibarzt Gerold van Swieten unter anderm auch die Grundlagen eines staatlichen Gesundheitswesens geschaffen hatte. Nochmals ein Jahr später (1751) finden wir diesen frühen Vorgänger eines Langenzersdorfer Gemeindearztes als „Laurentius Gleissner, Chirurgus et Balneator“ (=Bader) in den Amtschriften verzeichnet.
Einige Jahre danach erhalten wir Kenntnis von der in unserm Ort lebenden der Goldwäscherin Magdalena Kammerin. Sie bat in einer Eingabe an das Stift Klosterneuburg um die Bewilligung, mit ihren zwei Söhnen und ihrer Tochter eine Goldwäscherei an der Donau betreiben zu dürfen. Diesem Gesuch legte sie ein Empfehlungsschreiben vom 18. April 1754 des k.k. Hauptmünzamts in Wien bei. Die Gewinnung des Goldes aus dem Donausand war mühsam und brachte keinen großen Gewinn. Trotzdem gab es immer wieder Menschen, die sich damit beschäftigten. Noch vor 100 Jahren haben herumziehende Zigeuner am Donauufer zwischen Langenzersdorf und Korneuburg Gold aus der Donau gewaschen. Die beste Goldwaschstellen sollen im Gebiet von Langenlebarn gewesen sein. Das Gold kam aus den Hohen Tauern, vielleicht auch aus den böhmischen Gebirge über Nebenflüsse in die Donau. Bei der oberösterreichischen Landesausstellung 1994 in Engelhartszell wurde ein Kelch aus Donaugold gezeigt, eine Leihgabe des Stiftsmuseums von Klosterneuburg. Er stammt aus dem Jahre 1736 und wurde vom Wiener Goldschmied Unterhueber angefertigt - anläßlich des 600 - Jahr - Jubiläums des Todes des Hl. Leopold. Im Katalog dieser Ausstellung finden wir dazu vermerkt: „ Von diesem ursprünglich wohl prächtigen Kelch, für den man das Gold aus der Donau bei Langenzersdorf gewaschen hat, wurden Teile bei der großen Edelmetall - Ablieferung im Jahre 1810 eingeschmolzen, weshalb nur die schmucklose Kuppa (=Schale) erhalten blieb. Der Fuß stammt vom Ende des 19. Jahrhunderts.“
Zu der Langenzersdorfer Goldwäscherfamilie Kammer ist noch nachzutragen, daß in jenem Haus, welches später die Nr. 64 erhielt (heute Wiener Straße 8), um die Mitte des 18. Jahrhunderts ein Kaspar Kammerer, gewesener Goldwäscher, gewohnt hat.
Ebenfalls im Jahre 1750 dekretierte Johann Joseph Kaydal, kayserlicher Jäger zu Langenzersdorf, folgendes „Pro Memoria“ (Zur Erinnerung) für die Gemeinde Lang - Enzersdorf:
1. Grasen und Holz Wegtragen ist zur Zeit „bey der Sultz“ und andern Orten verboten.
2. daß sich beim „eingesagten Jagen“ der Michael Winter vier mal nicht hat sehen lassen . . . .
3. daß Geschworene (= Vorläufer der Gemeinderäte), die kein Pferd haben, bei der Jagd ausbleiben.
4. daß Geschworene, die ein Pferd haben, bei der Jagd keinen Vorspann leisten . . . .
Wir ersehen daraus, daß der kaiserliche Jäger im gewissen Sinne eine Amtsperson war und bestimmte Verfügungsrechte besaß. Mit dieser „Memoria“ liegt die bisher früheste Namensnennung vor, jedoch gab es die kaiserlichen Jäger schon in den frühesten Jahrhunderten. Von jenem Langenzersdorf Haus, welches später die Nr. 61 erhielt (heute Wiener Straße 14) wissen wir, daß es 1701 die Gemeinde von Andreas Mayr als Jägerhaus kaufte, sie überließ es aber später wegen der vielen Reparaturen dem kaiserlichen Jagdamt und dieses verkaufte das Haus im Jahre 1803 an den Müllermeister Michael Schmiedel. Dieser Verkauf hängt sicher damit zusammen, daß im Jahre 1802 vom Forstmeister Josef Müller das neue „k.k. Jägerhaus“ erbaut wurde (heute Wiener Straße 46). Seine Glanzzeit erlebte es, als im vorigen Jahrhundert in den weitläufigen Donauauen kaiserliche Hofjagden abgehalten wurden. Es hatte seine ursprüngliche Gestalt mit dem zugehörigen idyllischen Park bis in unsere Tage noch weitgehend erhalten. Erst im Frühjahr 1994 erfolgte durch die Errichtung von zwei Wohnblöcken auf diesem Grundstück eine grundlegende Änderung der bisherigen Situation.
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