Unser Heimatort war bei seiner Gründung vor fast 1000 Jahren eine Bauernsiedlung. Über ihre Größe erfahren wir erst aus den Klosterneuburger Traditionsbuch, daß es im Jahre 1258/27 Häuser (Bauernhöfe) gab. Für das 18. Jahrhundert, mit dem wir uns nun hier befassen, liegen folgende Angaben vor: Im Jahre 1770 bestand Langenzersdorf aus 89 Häusern, 1780 zählte man 670 Einwohner. Noch immer war die wichtigste Einnahmequelle die Landwirtschaft, die von Bauern ausgeübt wurde. Doch hatten sich im Laufe der Jahrhunderte durch Spezialisierung verschiedene Handwerkszweige herausgebildet, wobei unter Verwendung vielfältiger Werkzeuge in Handarbeit verschiedenste Erzeugnisse hergestellt wurden. In Langenzersdorf wurden im Jahre 1761 folgende Handwerker genannt: Ein Bader, ein Bäcker, zwei Binder (Faßbinder), ein Drechsler, ein Fleischhacker, ein Schmied, ein Schneider, zwei Schuster, ein Wagner, ein Weber. Aus verschiedenen Rechtsgeschäften bzw. Beanstandungen kennen wir auch von einigen den Namen: Der Fleischhackermeister hieß 1761 Johann Gebhard und wurde damals wegen „arger Beschimpfung“ des Klosterneuburger Fleischermeisters Karl Unverdrossen aktenkundig. Ebenfalls im Jahre 1761 bittet der Schmiedemeister (und damals Dorfrichter) Joseph Harrer, daß sein zu den Rekruten eingezogener Sohn Heinrich gegen einen von ihm zu stellenden diensttauglichen Ersatzmann entlassen werden möge. Durch das 1762 verfaßte Testament der Anna Maria Großin, Schustermeistersgattin, erfahren wir auch den Namen ihres Mannes, nämlich Michael Groß. Und 1764 urgiert Mathias Müller, Bader, zwei Gulden für „das Curieren des Hidtinger Mathes, der sich eine Mistgabel durch die Hand gestochen hat“. 1766 wird der Wagnermeister Georg Sarowa genannt und 1768 der Schneidermeister Philipp Angsten; dieser war damals 70 Jahre alt, seine verstorbene „Ehewürthin“ hieß Anna Maria, mit ihr hatte er sechs eheliche Kinder gehabt, alle bereits verstorben. Einige Jahre später erfahren wir auch etwas von den Bindern und Bäckern: 1775 klagen die Bindermeister Georg Stamm und Michael Amon gegen Franz Hufnagel, Wirt zum Ochsen, wegen Streitigkeiten bei der Vergabe von Binderarbeiten. 1776 lesen wir schließlich, daß die Bäckermeister Adam Stainhl und Rosalia Geiterin in die Zunftlade nach Korneuburg zuständig sind.
Unsere Betrachtungen schließen aber auch die Müller und Gastwirte mit ein. Schon im Jahre 1721 wird der Müllermeister Adam Stogmair und seine Familie genannt. 1756 gab es fünf Schiffsmühlen und 1761 erfahren wir die Namen der Müller:
„In der Langenzersdorfer Au haften folgende Schiffsmühlen: Gottlieb Gabler von Langenzersdorf, Franz Spindler von Langenzersdorf, Paul Engel von Kritzendorf, Adam Jäger von Strebersdorf und Ignaz Böckh von Eypoltáu“ (Leopoldau).
Da am Langenzersdorfer Donauufer die Strömungsverhältnisse günstig waren, hatten demnach auch Mühlenbesitzer aus der Umgebung bei uns ihre Schiffsmühlen „angehaftet“ Hier ist noch auf eine weitere Beziehung zwischen Langenzersdorf und Strebersdorf hinzuweisen: Die Strebersdorfer Feld - oder Emauskapelle soll von dem Langenzersdorfer Müller Sebastian Scheyd anläßlich der Rettung seiner Mühle aus dem Hochwasser des Jahres 1708 im Jahre 1714 erbaut worden sein (lt. Strebersdorfer Heimatbuch, 1922). Schließlich ist noch folgende Notiz aus dem Jahre 1773 von Interesse, welche auch die Überfuhr („Urfahr“) nennt, welche jahrhundertelang in der Verlängerung der Kosterneuburgerstraße bestand:
„Wir bezeugen der Wahrheit zur Steuer, daß in der Langenzersdorfer Au bereits vier Mühlen angeheftet werden, so müßte die Urfahr, mithin die Annahme und Einschiffung der Körner, des Weines, der Waren und der Wägen weiter hinabgerückt werden.“
Aus dem Jahre 1775 ist bekannt, daß die Langenzersdorfer Müller Franz Spindler und Joseph Hauser vom Zimentieramt (=Eichamt) je eine „Schalwaage“ erhalten haben. Und einem Bericht aus dem Jahre 1778 von Joseph Walcher, k.k. Rath und Navigationdirektor an der Donau, entnehmen wir, daß es schon im Vorjahr acht Schiffsmülen in der Langenzersdorfer Au gab.
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