32. Das Johannes Nepomuk-Denkmal

Johannes-Nepomuk Denkmal in Langenzersdorf

Leider ist die interessante Sammlung von Merkwürdigkeiten, die Pfarrer Knab angelegt hat verschwunden. Aber eine andere Tat dieses bedeutenden Geistlichen kündet heute noch von seiner Frömmigkeit und von seinem Kunstverständnis: die Errichtung des Johannes Nepomuk - Denkmals im Jahre 1766. Johannes wurde um 1350 in der Kleinstadt Nepomuk (ca. 35 km südöstlich von Pilsen gelegen) geboren. 1370 war er Mitglied des erzbischöflichen Haushaltes in Prag, Kleriker und öffentlicher Notar. 1380 erhielt er die Priesterweihe, wirkte als Pfarrer und Seelsorger und studierte Kirchenrecht. Dieses Studium setzte er 1383 in Padua fort und wurde 1387 Doktor des Kirchenrechtes in Padua, anschließend in Prag. Hier erfolge dann sein kurzer Aufstieg; er wurde 1389 Generalvikar der Erzdiözese Prag und Stellvertreter des Erzbischofs. Am 20. März 1393 übergab ihm allerdings König Wenzel IV. seinen Folterknechten und in der Nacht ertränkte man den gemarterten Generalvikar durch Sturz von der Steinernen Brücke (später Karlsbrücke benannt) in die Moldau. Dazu berichtet die Heiligenlegende, daß Johannes dem gewalttätigen und jähzornigen König Wenzel nicht das Beichtgeheimnis der Königin (einer bayerischen Prinzessin) verraten wollte und deshalb das Martyrium erleiden mußte. Der tatsächliche Hintergrund dürfte jedoch ein kirchenrechtlicher Streit zwischen dem Erzbischof und König Wenzel gewesen sein, dem Johannes zum Opfer fiel,

Bald darauf setzte die Verehrung des Märtyrers ein. Ausgangspunkt dafür wurde sein Grab im Chorumgang des St. Veits - Domes auf dem Hradscin zu Prag. Im Volke galt er bald als Helfer und Beschützer in vielerlei Nöten: er wurde der Patron des Beichtgeheimnisses, besonders aber Helfer in Wassersgefahr, Beschützer der Schiffer, Flößer, Reisenden usw. Seine Verehrung breitete sich rasch von Böhmen nach Österreich, Bayern und anderen Ländern Europas aus, die bevorzugten Plätze für die Errichtung seines Standbildes waren und sind Brücken. Daher wird er auch im Volksmund liebevoll der „Brucken - Mukl“ genannt.

Seine Seligsprechung erfolgte im Jahre 1721 durch Papst Innozenz XIII., die Heiligsprechung am 19. März 1729 und zu seinem Festtage wurde der 10. Mai erwählt. Neben den Wundern, die für seine Kanonisation nachgewiesen werden mußten (meist Krankenheilungen), zeichnet Johannes Nepomuk ein wundersames Ereignis vor allen anderen Heiligen aus: seine Zunge wurde 1719 anläßlich der Öffnung seines Grabes unversehrt aufgefunden und begann zu bluten, als man sie mit einem Einschnitt versah. Einmal mehr betonte dieses Ereignis seine Verschwiegenheit und diese neue Reliquie wurde alsbald Gegenstand intensiver Deutung und Verehrung. Anläßlich der Heiligsprechung gab Kaiser Karl VI., der Vater von Maria Theresia, den Auftrag, im Veitsdom einen monumentalen Reliquienaltar zu errichten. Dieser wurde in kostbarer Silberschmiedearbeit von dem Wiener Goldschmied Josef Würth nach einem Entwurf des großen Architekten Josef Emanuel Fischer von Erlach im Jahre 1736 fertiggestellt. 

In Langenzersdorf ist die besondere Verehrung des Heiligen Johannes Nepomuk ab dem Jahre 1749 belegbar. Damals ließ Pfarrer Hieronymus Lindemayr in unserer Pfarrkirche einen Altar zu Ehren des Johannes Nepomuk errichten. Er gründete gleichzeitig eines Bruderschaft diese Heiligen, für deren Mitglieder er von Papst Benedikt XIV. verschiedene Ablässe erwirkte (religiöse Bruderschaften sind Vereinigungen von Laien innerhalb der kath. Kirche zu wohltätigen und religiösen Zwecken). Einen Höhepunkt erreichte diese Verehrung im Jahre 1766 mit der bereits erwähnten Errichtung des Denkmales, wobei die Bruderschaft sicherlich erheblichen Anteil daran hatte.

Auffallend bei unserem Denkmal - und daher auch diese Bezeichnung - ist der hohe, dreiseitige Volutensockel als Unterbau für die Statue des Heiligen. So ein dominierendes Postament ist keineswegs üblich und es findet sich auch in der Umgebung unseres Heimatortes keine ähnliche Ausführung einer Johannes Nepomuk - Gedenkstätte. Der Sockel allein stellt schon ein Kunstwerk für sich dar (wie noch näher auszuführen sein wird) und es hat den Verfasser dieser Zeilen schon seit langem interessiert, den ausführenden Künstler zu ermitteln. Nachforschungen im Frühjahr 1994 im Archiv des Stiftes Klosterneuburg ergaben nunmehr seinen Namen, der sich in der dort aufbewahrten Rechnung aus dem Jahre 1766 erhalten hat: es ist der k.k. Hofsteinmetzmeister Stephan Gabriel Steinböck, welcher das Kunstwerk unter Beiziehung zweier Gesellen in den Klosterneuburger Werkstätten für Enzersdorf angefertigt hat. Den Auftrag dazu erteilte ihm der Stiftsarchitekt Donatus Kaselik, der Rechnungsbetrag lautet auf 93 Gulden.

Nun noch eine Bemerkung zum Standort dieses Denkmales: es steht auf dem kleinen, dreieckigen Platz, der zum ältesten Kern des heutigen Langenzersdorf gehört und zwar an der Kreuzung der Durchzugsstraße mit dem ehemaligen Bett des Kirchenbaches (der bis vermutlich 1738 durch die obere und untere Kirchengasse floß. An dieser Stelle ist zwar eine Brücke nicht überliefert - die Fuhrwerke fuhren durch das kleine Bächlein - doch ist dieser Platz prädestiniert für den Standort einer Johannes Nepomuk - Statue.


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