Ebenfalls aus dem Jahre 1783 stammt ein Ansuchen Leopold Chimanis um Verbesserung seiner wirtschaftlichen Verhältnisse, zumal durch die neue Stola - Ordnung (die Stolagebühren regeln das Entgelt an den Pfarrer für Amtshandlungen) sein Einkommen noch mehr verringert wurde. Dem Schriftstück ist unter anderem zu entnehmen, daß er weder eine Wirtschaft, noch einen Acker oder Weingarten besitze und für die große Zahl der Schulkinder gemeinsam mit seinem Schulgehilfen genug zu tun habe.
Im Jahre 1784 erfahren wir, daß die Anzahl der schulfähigen Kinder 56 Knaben und 63 Mädchen beträgt und daß zwei Schulzimmer vorhanden sind (1774 wurde nur von einem Zimmer für die Schüler berichtet und es ist anzunehmen, daß diese Vergrößerung auf den Schulneubau von 1777 zurück geht). Die Einkünfte des Lehrers (sämtliche Schul- und Meßeinkünfte sowie die Naturalbezüge, in Geld umgerechnet) betrugen in diesem Jahr 152 Gulden. Am 3. Februar 1786 wird darüber Klage geführt, daß Ursula Schlabmannin ihren 11 Jahre alten Sohn und Anton Nißl seine 7 Jahre alte Tochter schon seit drei Monaten nicht in die Schule geschickt haben, obwohl sie Unterricht und Schulbücher unentgeltlich erhalten würden.
1786, 9. 10.: „Über die Äußerung wegen des Schullehrers, betreffend die Mostsammlung stellt dieser fest, daß die Mostsammlung nicht zum Lebensunterhalt desselben gehört, sondern nur eine zusätzliche Hilfe für seinen Unterhalt bedeuten soll. Joseph Anzengruber, Dorfrichter.“
Hier wäre noch anzufügen, daß die Mostsammlung auch im Jahre 1774 erwähnt wurde, demnach einen fixen Bestandteil der Naturalbezüge darstellt.
Im Jahre 1787 erfahren wir aus schulischen Unterlagen auch etwas über den damaligen Schulgehilfen: er hieß Andre Wunsch, war 20 Jahre alt und seit drei Jahren tätig, sein Fleiß und seine Sitten wurden gelobt. Eine weitere Information bestätigt unser Wissen, daß nämlich der Schullehrer ausschließlich vom Stift Klosterneuburg aufgenommen wurde. Ferner wird in Erinnerung gebracht, daß der Lehrer alljährlich um die Gewährung des Meßnerdienstes bei Hw. Herrn Prälaten ansuchen mußte. Da die dafür vorgesehene Bezahlung einen wichtigen Teil seiner Einkünfte ausmachte, konnte man auf die Loyalität des Schullehrers vertrauen.
Leopold Chimani war verheiratet. Seine Gattin Rosa, geborene Sudarelli, stammte ebenfalls aus einer Lehrerfamilie. Sie schenkte neun Kindern das Leben, darunter war auch der am 20. Februar 1774 geborene Leopold Chimani der Jüngere. Dieser, in späteren Jahren selbst als Lehrer, dann Schuldirektor und schließlich als Leiter des Wiener Schulbücherverlages tätig, berichtete über die Erziehungsmethoden seines Vaters, des Dorfschulmeisters, wie folgt:
„Das größte Vergnügen für mich und meine Geschwister war, wenn der Vater mit uns in die Auen oder auf den Berg, in den Wald, in die Felder und Weingärten oder auf das nächste Dorf ging und Gott in seinen Werken kennen lehrte und sich auf diese Art liebreich mit uns unterhielt ...In Armut erzogen, lernte ich den Wert der Dinge schätzen, ich wurde an Genügsamkeit, Mäßigkeit und Sparsamkeit gewöhnt; ich lernte mich anhaltend beschäftigen, was ein Schild gegen Verführung, gegen Trübsinn und gegen alle Laster ist und uns den Lebensunterhalt sichert. Der Theresianische Schulmeister hat etwas von ´Natürlicher Lehrmethode´ und echter unverfälschter ´Lebenskunde´ verstanden.“
Bald nach 1790 erkrankte Leopold Chimani der Ältere. Seine Frau mit ihren neun unversorgten Kindern mußte befürchten, nicht nur den Gatten, sondern mit seinem Ableben auch ihre Versorgung zu verlieren, zumal die soziale Lage der Witwen katastrophal schlecht war. Sie bestürmte daher den Sohn Leopold, das Studium der Philosophie, dem er sich mit großem Eifer widmete, aufzugeben und den Lehrerberuf zu ergreifen. Als braver Sohn entsprach er den Wünschen seiner Mutter, aber erst nach „schwerem Seelenkampfe“. Er besuchte nunmehr die einschlägigen Vorlesungen des berühmten Pädagogen und Lehrerbildners Franz de Paula Gaheis in Korneuburg und konnte schließlich von 1791 - 1793 seinem kränklichen Vater als Schulgehilfe in Langenzersdorf gute Dienst erweisen. Mit der Gesundung des Seniors wandte sich der Junior wieder anderen Aufgaben zu , worüber zu einem späteren Zeitpunkt berichtet werden soll.
Leopold Chimani der Ältere konnte sich wieder mit vollem Einsatz der schulischen Erziehung der Jugend widmen und weiter als Mesner der Kirche und dem Volke dienen. Als im Jahre 1814 sein 50 - jähriges Dienstjubiläum zu begehen war, verfaßten die Ortsbewohner ein Gesuch, um eine Auszeichnung des beliebten Lehrers zu erlangen.
Der folgende Auszug daraus führt uns einige der großen Verdienste des wackeren Dorfschulmeisters vor Augen;
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