Dorfschulmeister Leopold Chimani hat in den 58 Jahre seines Wirkens als Lehrer vielen hunderten, ja tausenden Kindern unseres Ortes die Grundlage der Schulweisheit vermittelt. Darunter war auch der am 6. Dezember 1766 geborene Joseph Saroba, der bei ihm das Lesen und Schreiben erlernte. Bald zeigte der junge Mann große Vorliebe und ein Talent für schriftliche Aufzeichnungen und eine seiner ersten Arbeiten auf diesem Gebiet war eine Aufstellung der in Langenzersdorf ausgebrochenen Brände und Schadenfeuer. Sein Bericht beginnt mit dem Großbrand vom 26. März 1789, welcher schon ausführlich besprochen wurde. Saroba war damals im 23. Lebensjahr und sicherlich ein einsatzfreudiger Helfer bei allen damaligen Bestrebungen zur Brandbekämpfung. Mit dem vorhin genannten Datum haben wir die bisher früheste Nachricht über eine von der Ortsgemeinschaft durchgeführte Brandbekämpfung und die im Jahre 1809 erstmals genannte „Gemeindefeuerspritze“ paßt gut in dieses Bild. Eine durchorganisierte und schlagkräftige Feuerwehr begann in unserem Heimatort bekanntlich erst im Jahre 1879 als die „Freiwillige Feuerwehr Langenzersdorf“ gegründet wurde.
Joseph Saroba erlernte das Handwerk eines Wagners, war also für die Holzarbeiten bei Fuhrwerken und Ackergeräten zuständig. Am 30. Oktober 1766 entnehmen wir aus alten Aufzeichnungen, daß „Georg Sarowa, Wagnermeister, den Joseph Harrer, Schmidtmeister in L. Enzersdorf, klagt wegen ausstehender Beträge für geleistete Handwerksarbeiten“. Es ist anzunehmen, daß der genannte Georg Sarowa (die Schreibweise der Eigennamen wurde damals nicht immer so genau genommen, es handelt sich aber zweifellos um den Familiennamen Saroba) der Vater von Joseph Saroba war, sodaß die Lehre des Juniors in der väterlichen Werkstätte erfolgte.
Der angeführten Klage ist aber auch zu entnehmen, daß Wagner und Schmiede zusammenarbeiteten und somit für die Neuanfertigung und die Reparatur des „Fuhrparks“ im Zeitalter der Pferdefuhrwerke zuständig waren. Sie können somit auch als Vorläufer unserer heutigen KFZ - Werkstätten aufgefaßt werden. In Langenzersdorf hat der letzte Wagnermeister im Jahre 1971 seinen Betrieb eingestellt. Es war dies Herr Karl Friedberger in der Wiener Straße 48 und es ist bezeichnend, daß am gleichen Betriebsstandort seine Tochter, Frau Elisabeth Boigner seit 1960 eine Karosserie und Autoreparaturwerkstatt betreibt.
Ein Wagnermeister - und zu diesem Berufstand brachte es Joseph Saroba in den späteren Jahren - hatte also Ansehen und Bedeutung in der dörflichen Lebensgemeinschaft. So ist es nicht verwunderlich, daß unser Wagnermeister auch die ehrenvolle Aufgabe eines Dorfrichters in Langenzersdorf übernehmen durfte. Aus den vorhandenen Unterlagen ist ersichtlich, daß Saroba in den Jahren 1799 - 1803 sowie 1810 - 1812 und 1822 dieses Amt ausübte. Aber auch später noch war er lange Zeit an maßgebender Stelle am Ortsgeschehen beteiligt und beeinflußte es nach besten Kräften.
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