Wir haben uns schon mit dem Postwesen beschäftigt. Wie bereits erwähnt, befand sich auf dem Weg nach Prag (Prager Straße!) in Lang - Enzersdorf die - von Wien aus gerechnete - erste Poststation mit Pferdewechsel. Daraus ergab sich aber auch ein gewisser Aufwand: Für die zu bereitzuhaltenden Pferde brauchte man Ställe, Vorräte an Futter (meist Hafer und Heu) sowie zur Betreuung Hilfskräfte bzw. Personal; es mußten ferner Kutschen bereitgehalten werden, für welche genügend Platz im Hof des Gebäudes bzw. geeignete Einstellschuppen notwendig waren; auch eine Amtsstube wurde gebraucht sowie Nebenräume und Übernachtungsmöglichkeiten für das Dienstpersonal, nicht zu vergessen die Wohnung für den Postmeister. Da das Reisen nicht nur anstrengend war, sonder auch hungrig und durstig machte, war für das leibliche Wohl der Postpassagiere (sowie der Postillione) zu sorgen. So ist es verständlich, daß viele Gastwirte häufig auch als Postmeister tätig waren, die oft zahlreichen Nebengebäude der Gasthäuser waren für die Erfüllung der oben genannten Anforderungen meist gut geeignet.
Die bisher früheste Nennung eines Postmeisters in Lang - Enzersdorf findet sich im Jahre 1637, sein Name war Paul Schöberl. Aus alten Akten des Jahres 1664 ist ein Lang - Enzersdorfer Postbeförderer (so hieß der Leiter einer Poststation) Caspar Franz Krauß bekannt, welcher damals 8 Pferde auf der Poststation bereit halten mußte. Er wurde im Mai 1674 außer Dienst gestellt. Sein Nachfolger war Johann Adam Deimb, Postmeister, Wirt und Besitzer des Gasthauses „Zur goldenen Weintraube“ (Haus Nr. 30, heute Hauptplatz 7, seit 1907 befindet sich in diesem Gebäude die Apotheke).
Im Jahre 1697 übersiedelte der damalige Postmeister mit der Post vom Haus Nr. 30 in das Haus Nr. 16 (heute Korneuburger Straße 20). Am 4. November 1724 erscheint Lang - Enzersdorf in den Postakten als „Postamt“, 1780 wird der k.k. Postmeister Sebastian Janecek auch als Eigentümer des Posthauses (Nr. 16) genannt.
Im August 1777 stellte das Kreisamt fest, daß der Postmeister von Lang - Enzersdorf mit den anbefohlenen 12 Postpferden nicht das Auslangen finden wird, da im Sommer mit einer verstärkten Nachfrage zu rechnen ist. Überdies sind die zugeteilten Ortschaften Bisamberg, Strebersdorf, Stammersdorf und Jedlesee auch zu betreuen.
Im Jahre 1782 übernahm Franz Angermayer, Edler von Stremberg, als k.k. Postmeister die Poststation in Lange - Enzersdorf und wurde auch Besitzer des Posthauses. Ihm wurde durch ein kaiserliches Dekret (Josef II.) die Poststation „erblich“ verliehen, wobei um 1750 die Erteilung solcher Erblichkeitsprivilegien begann.
1802 erfahren wir, daß der Postkurs nach Prag an jedem Dienstag um 8 Uhr früh und an jedem Freitag um 6 Uhr abends in Wien abging, die aus Prag kommenden Postkutschen trafen jeden Dienstag und Freitag vormittag in Wien ein. Damit können wir uns ein Bild über die Auslastung der Lang - Enzersdorfer Poststation machen, müssen aber z.B. auch die „Reitenden Posten“ berücksichigen, die damals täglich (auch am Sonntag) abends in Wien mit der „Böhmischen Journal Post“ nach Prag aufbrachen.
1809 kam, wie schon oft, wieder einmal das Unheil für Lang - Enzersdorf auf der alten Prager Straße angerückt. Darüber berichtet Friedrich Niklas im Heimatbuch, Band 2/1961:
„Nach der Schlacht von Wagram (5. Und 6. Juli) zogen sich die österreichischen Truppen in Richtung Korneuburg zurück. Die Franzosen folgten und kamen am 7. Juli plündernd nach Lang - Enzersdorf. Postmeister Angermayr verließ mit einigen seiner Postpferde die Poststation. In seiner Abwesenheit wurde das Posthaus ausgeplündert. Was nicht fortgeschleppt werden konnte, wurde zerschlagen. Die zurückgelassene Postpferde fielen den Plünderern in die Hände. Der Postbetrieb stand still. Das gleiche Schicksal traf die geflüchteten Postmeister von Stammersdorf und Gaunersdorf. Da über ausdrücklichen Befehl des Kaisers Napoleon der Postkurs von Wien nach Znaim wieder eingerichtet werden mußte, betraute Fürst von Paar den französischen Postmeister Gosset mit der Ausübung des Postdienstes in Lang - Enzersdorf. Gosset erklärte sich bereit, 16 Pferde mit den dazugehörigen Kaleschen einzustellen und einen deutschsprechenden Expeditor zu halten ...“.
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